Gute Frage. Die äußeren Umstände? Die anderen, wieder einmal? Die Gesellschaft, wieder einmal? Oder die Erziehung in Ihrer Kindheit? Oder, am besten, die Genetik, nicht wahr? Nur eines darf bei dieser Aufzählung niemals vorkommen:

Sie selbst.

Denn dann wären Sie ja verantwortlich. Für Ihre Gedanken, Ihre Gefühle, Ihre Taten. Und da sei der Gutachter vor, der psychiatrische. Dem Problem ein bisschen näher kommen Sie, wenn Sie kurz überlegen, weshalb Jugendliche nie schuld sind. Wenn sie wieder einmal etwas zerdeppert haben. Wissen Sie weshalb? Alkoholisiert. Die standen „unter Einfluss“, die waren betrunken.

Für das Trinken sind die selbstverständlich nicht verantwortlich, nein, nein.

Bringt mich zu Ihnen: Zu Ihren Klagen beim Arzt über Ihre depressive Gefühlswelt. Über den fehlenden Antrieb. Über die schwarzen Gedanken. Die schlaflosen Nächte. Und was wünschen Sie sich? Die Pille.

Bloß keine Eigenverantwortung.

Na, da wollen wir mal. Vielleicht die wichtigste News in diesem Jahr. Etwas ganz Schlichtes und Simples. Der Beweis, dass Sie all Ihre Gedanken und Gefühle in der Hand haben.

Selbstverantwortlich sind

Sie erinnern sich: Die klinische Psychiatrie, aber auch draußen in der Praxis, beruht auf zwei Pillen. Auf zwei Prinzipien:

  • Die Dopamin Achse
  • Die Serotonin Achse

Und das war´s auch schon. Sie können praktisch jedes in der Apotheke erhältliche Psychopharmakon einer dieser beiden Schubläden zuordnen. Weshalb es dann so unendlich viele gibt? Tja, raten Sie mal. Und jetzt kommt das Besondere: Im Unterschied zu allen anderen Neuro-Transmitter, die in Ihrem Gehirn herumschwimmen, ist die Menge an Serotonin und Dopamin/Noradrenalin im Gehirn abhängig von der

lokalen Substrat-Konzentration

Wieviel von diesen ach so erwünschten Stoffen hergestellt wird, hängt also davon ab, wieviel Sie gegessen haben. Das entscheidende Wort heißt: GEGESSEN

Das war auch schon die ganze Nachricht. Tatsächlich können wir am Beispiel Tyrosin-Dopamin zeigen, dass schon eine einzige Mahlzeit, aber auch mehrtägiges Essen die Konzentration von Tyrosin im Gehirn anreichert und damit die Produktion von Dopamin und Noradrenalin (Eustress) stimuliert.

Und was glauben Sie, von welcher Mahlzeit in dieser Arbeit gesprochen wird? Von PROTEIN. Von EIWEISS. Das war´s.

Fazit: Wir haben unsere Gedanken und Gefühle selbst in der Hand. Die hängen ab – da sind sich die Hirnforscher offenbar recht einig – von zwei Substanzen. Und die Menge dieser Substanzen in Ihrem Gehirn hängt ab von der Menge an Eiweiß, dass Sie heute oder in der letzten Woche gegessen haben.

Ich finde das eine herrliche Nachricht. Das ist einmal praktische, angewandte Forschung.

Quelle: J Nutr. 2007 Jun; 137 (6 Suppl 1): 1539S


PS: Erinnern Sie sich an Chris Michalk? An seinen Begriff „force-feeding“? (News vom 10.05.2015 und 22.05.2015). Sicherlich aus der Not geboren, meint lächelnd…