Bezugnehmend auf einen News-Beitrag von Dr. Strunz ein paar Gedanken und Anregungen. Vor ein paar Jahren war die Midlifecrisis das große Thema in den Medien. Davor sprach man von Lebens- bzw. Sinn-Krise. Heute ist das Thema: Depression, Burnout, Angststörungen. Ich hab den Verdacht, dass die Symptome (eventuell auch nur unterschiedliche Bezeichnungen) eine gemeinsame Ursache haben. Woher kommen also diese psychischen Leiden obwohl wir doch im Allgemeinen in materiellem Wohlstand leben? Folgen wir Rene Egli in „Das LOLA-Prinzip“, so ist die Ursache aller Probleme das Getrenntsein und der Mangel an Nächsten-Liebe. Deswegen ist seine Lösung das ewusstsein bzw. die Erkenntnis zu entwickeln, dass es kein Getrenntsein gibt, sondern alles miteinander verwoben, EINS ist 1) und kulminiert in der Forderung von Jesus: „Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst“. 2) Während ich keine Sekunde die Bedeutung und auch das Potential der Nächstenliebe anzweifle, mag diese Erkenntnis doch für Menschen in Lebenskrisen nicht unbedingt so hilfreich sind. Einen AHA-Effekt hat bei mir nicht das Werk eines großen Philosophen, Theologen oder Psychologen ausgelöst, sondern ein eher unscheinbares Buch von Ulla Rahn Huber 3), die versucht dem Geheimnis der extremen (und nachgewiesen !) Langlebigkeit der Einwohner von Okinawa auf die Spur zu kommen 4). Ergebnis: Es ist erstaunlich einfach. Die Langlebigkeit bei gleichzeitiger Abwesenheit (übrigens auch von Altersheimen) der typischen Zivilisations-Krankheiten (auch der mentalen) hat damit zu tun, dass fünf Bereiche im Leben stimmig sind: Ernährung, Lebensaufgabe, Bewegung, Gemeinschaft und Spiritualität. Wenn man in die abgebildeten Gesichter der „Alten“ schaut, die funkelnden Augen und die Lachfalten, dann bekommt eine Ahnung von deren Glück, Zufriedenheit und Lebensfreude. Aus Platzgründen möchte ich nur auf drei Bereiche eingehen. Gemeinschaft = Familie, Freunde, dörfliche Gemeinschaft Lebensaufgabe. Damit ist kein tiefschürfender philosophisch/theologischer Lebenssinn gemeint, sondern eher das Gegenteil von „Nichts-Tun“. Es geht dabei um ganz banale Tätigkeiten: z.B. der 83-Jährige, der zweimal am Tag für je 3 Stunden die Zeitung austrägt, die Hundertjährige, die am Markt Obst und Gemüse verkauft, der Hobby-Gärtner, der mit viel Liebe seinen Gemüsegarten pflegt oder die Großeltern, die sich um die Enkel kümmern. Also um das Gefühl, gebraucht zu werden, etwas sinnvolles zu tun. Spiritualität. Früher konnte man Spiritualität einfach mit Religiosität übersetzen. In unserem von Materialismus und Naturwissenschaft (Evolution, big bang) geprägten Weltbild scheint für Religion kein Platz mehr zu sein. Also weg damit. Nur leider fehlt dann etwas im Leben. Auf der Suche nach Ersatz hat man gen Osten geschaut und ist dabei u.a. auf die Meditation gestoßen. Über die segensreiche Wirkung der Meditation brauche ich mich nicht weiter auszulassen, da es darüber zahllose Bücher gibt. Auch News- oder Forums-Beiträge. Um die Hemmschwelle zu senken wurde die Mediation im Westen vom spirituellen Anteil gelöst. Die Ähnlichkeit in der Wirkung von Religiosität und Mediation lässt sich auch medizinisch zeigen. Man hat nämlich nicht nur buddhistische Mönche mit jahrzehntelanger Mediationspraxis in die „Röhre“ geschoben, sondern auch tiefgläubige Franziskaner-Nonnen. Das Ergebnis war, dass beide Gruppen gleiche Verdichtungen in bestimmten Gehirnarealen auswiesen! Wer also nicht religiös ist, kann/sollte darüber nachdenken, Mediation zu erlernen. Fazit: Wenn man sich in einer Krise befindet, warum nicht versuchen die fünf Bereiche: Ernährung, Lebensaufgabe, Bewegung, Gemeinschaft und Spiritualität, die auch miteinander wechselwirken zu überdenken und in Ordnung zu bringen. Eventuell lösen sich die Probleme dann in Wohlgefallen auf. 1.siehe auch das Interview von Dr. Strunz mit Thich Nhat Hanh in Mentaltraining, 2. über Rene Egli's Herleitung und einige andere Aussagen kann man durchaus geteilter Meinung sein 3. Das Geheimnis von Okinawa, Ullla Rahn Huber. 4. das Phänomen der ausgezeichneten Gesundheit gilt nicht für die jüngere Bevölkerung, die einem amerikanisch geprägten Lebensstil frönt.