Forum: Fitness - Vom OP-Tisch der Onkologie des Nordklinikums zur Finishline des Berlinmarathons. Ich ging erfolgreich diesen Weg!

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Paul T. 196 Kommentare Angemeldet am: 31.01.2018

Ich gratuliere! surprised

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Hallo Rudolf Wie geht es dir heute? Triumph des Willens, wie geplant, aber hoffentlich hat er dich nicht umgehauen, der Berlin Marathon. Liebe Grüße, Tabea

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Rudolf S. 19 Kommentare Angemeldet am: 24.08.2016


Habe nie behauptet, das dieses Weg einfacher sein wird. Mir jedoch bereits vor knapp 20 Monaten klar, dass ich ihn gehen werde. Damals im Februar 2018. Nach einer knapp 3-stündigen OP. Das Böse Karzinom musste weg.
Beinahe alle um mich herum wunderten sich. Über meinen Optimismus. Meine positive Einstellung. Für mich war aber damals bereits klar – das ist nicht das Ende. Das war es noch lange nicht. Das Leben - auch mit Sport - geht weiter.
Selbstverständlich habe ich eine sportliche Vergangenheit. Im Bereich der Ausdauer. Triathlon. Langdistanz. Das hat mir auf den Weg nach Berlin geholfen. Nicht nur physisch, auch psychisch.
Körper und Geist haben sich in die damaligen Vorbereitungsphasen erinnert. An Disziplin, an Willen, die Motivation. An die unvergesslichen schönen Stunden mit den erforderlichen Trainingseinheiten.
Am 29.9. 2019 stand ich also wieder und mit mir noch weitere knapp 42.000 Läufer am Start des Marathons in Berlin. Warteten, dass es endlich losging. Ich wollte auf diese Runde durch die Stadt.
Meine Vorbereitung verlief ohne Verletzungen. Ohne Erkrankungen. Die Laufumfänge waren richtig gewählt und die Vorbereitungswettkämpfe brachten genau die erwarteten Ergebnisse. Die Selbsteinschätzung funktionierte. Mit knapp 65 weiß man, was man zu tun oder zu lassen hat. Nennt ich Erfahrung.
Das Rennen bei kühlem 13 Grad und leichtem Regen ging wie jedes Rennen los. Für viele natürlich viel zu schnell. Mein Plan war ein anderer. Knapp unter 7 Minuten pro Kilometer beginnen. Nicht schneller. Funktionierte beinahe zu 100%. Für die ersten 10 km betrug die Laufzeit 67 Minuten.
Der Rhythmus war gefunden. Das Renntempo passte sehr gut. Die Zeit für den Halbmarathon betrug 2 Stunden 26 Minuten.
Nun begannt die schönste Zeit des Laufes. Für mich. Nicht für die, die er überholte. Es waren viele. Für die war es bereits jetzt hart. Sehr hart. Trotz der Euphorie musste ich meine Laufuhr im Blick behalten. Es war noch ein langer Weg zu laufen. Es klappte. Ich wurde nicht schneller. Die anderen aber langsamer. Und daher reihte sich ein Erfolgserlebnis an das andere. Überholen ist etwas sehr schönes.
Den Kilometer 30 hatte ich nach 3 ½ Stunden erreicht. Die Schritte wollten kürzer werden. Die Müdigkeit machte sich langsam bemerkbar. Irgendwann ist also das Hirn, der Geist gefragt. Ist man mental gefordert. Wusste ich natürlich. Also Konzentration auf das Wesentliche. Rhythmus beibehalten. Trinken. Energiezufuhr. Positives Denken. Visualisierung. Hat funktioniert. Wieder einmal. Bis Km 35. Da wurde es auch für mich langsam anstrengend. Ab da ist es ja jedoch nicht mehr weit. 7,2 Restkilometer. Von den anfangs 42,2. km Noch eine Stunde laufen. Die Distanz kann man auch in 2 Stunden zurücklegen. Wenn man geht. Eine Option. Mehr nicht. Keine für mich.
Je näher das Ziel kommt, desto einfacher sollte es werden. Im Idealfall. Dachte ich auch. Wünscht sich jeder Läufer. Dabei ist die Entfernung zum Ziel zweitrangig. Ob es nun 2 Kilometer oder 200 Meter sind. Völlig egal. Das Gefühl ist es, es erlebt und geschafft zu haben. Das bleibt. Ein Leben lang. Nach 5.03.54 war mein Lauf beendet. Tatsächlich beendet. Nicht nur in meiner Vorstellung. Oder bei der Visualisierung im Training. Nein. Jetzt real. Emotionen pur. Was sonst.
Mein Lebensmotto stimmte wieder einmal: geht nicht, gibt es nicht. Und alles kann, nichts muss. Vielleicht ist das Laufen tatsächlich ein guter Weg, um mit unangenehmen Überraschungen im Leben besser fertig zu werden. Und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Marathon. Wo? Eigentlich egal.

 

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