Gewaltiger Unterschied. Der Mediziner, das sind wir alle. Wir haben studiert, kennen all die Krankheiten, kennen die etablierten Behandlungsmethoden. Mediziner sind tüchtig. Wir vertrauen uns ihnen an.

Ein Arzt ist mehr. Hat das Gleiche gelernt, hat aber… eine zusätzliche Qualität. Schwer zu beschreiben. Am besten zwei Beispiele.

  • Aus der Welt der Kunstkritiker. Belesene, gebildete Menschen. Mit weitem Kulturverständnis. Und dennoch fehlt ihnen oft etwas, wie Kemper, Künstler, in einem Leserbrief (Spiegel 6/2014, S. 10) meint:

    „Das sensorische und emotionale Verständnis fehlt, oder es ist viel zu stark überlagert von reinem Wissen. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel die Fachleute über die Kunstwerke wissen, spüre aber sehr oft, dass sie sie nicht begriffen und verstanden haben.“
  • Ein weiteres Beispiel aus dem Fachgebiet Religion. Nehmen wir den Papst. Den neuen. Der Vinicio Riva begegnet ist. Dem „Warzenmann aus Vicenza“. Dessen ganzer Körper über und über mit Wucherungen bedeckt ist. Mit bis pflaumengroßen Knollen. Monströs. Erschreckend. Nennt man Neurofibromatose. Und er stand dem Papst gegenüber:

    „Auch der Papst sprach kein Wort. Beugte sich hinunter, suchte Rivas Augen im Warzengesicht, fand sie, nickte kurz, zog dann Rivas Kopf an seine Brust und wiegte ihn minutenlang.“

Das Foto ging um die Welt. Franziskus legte seine Hände in Rivas Nacken, dorthin, wo so viele Warzen wachsen, dass sie Falten werfen. Er konnte nicht wissen, ob die Krankheit ansteckend ist… Diese Geste des Papstes habe, sagt Riva, für ihn alles verändert.

Mediziner und Arzt. Ein Arzt ist mehr. Glücklich, wenn Sie einem begegnen dürfen. Wenn Sie einmal Hilfe brauchen.

Ich übrigens hatte das Glück.