Wenn eine Aktie von 2,50 auf 17,70 € steigt, muss etwas Außerordentliches passiert sein. Und das ist es im Fall von Amarin. Eine kleine Pharmafirma.

Sehen Sie: So würde ich gerne ein Buch beginnen. Und jetzt die Story von Amarin und deren Geheimnis ausbreiten und besprechen. Und darüber philosophieren. Und an diesem Beispiel die ganze Pharmaindustrie vorführen…

Ganz banal: die Firma stellt hochkonzentriertes (wichtig) Fischöl in Kapseln her. Omega 3. Ihnen alles bekannt.

Nur kann man an Naturprodukten wie Fischöl oder Omega 3 kein Geld verdienen. Wissen die auch. Und jetzt wird´s eben wieder typisch menschlich. Geld wird verdient an patentierten Präparaten. Also mussten die irgendeinen Trick erfinden, Omega 3 durch ein Patent zu schützen. Deshalb haben sie ein ganz spezielles Extraktionsverfahren erfunden, mit dem es gelingt, aus popeligem Fischöl hochkonzentrierte EPA-Omega 3-Säure zu gewinnen.

Das war´s auch schon.

Jetzt muss man den Menschen nur noch klar machen, dass Omega 3 ein Wundermittel ist. Das ist zwar richtig, Ihnen und mir längst bekannt, aber noch lange nicht mit der ganzen Finanzkraft einer Pharmafirma bewiesen. Sie erinnern sich:

Gerade eben, auch auf focus.de, über Omega 3: „Wirkung gegen Herzerkrankungen… Ein Irrglaube!“ Nun ja. Wer sollte hier widersprechen? Ein Naturprodukt wie ein Vitamin interessiert die Finanzwelt natürlich nicht.

Jetzt aber ein patentiertes Omega 3. Ein spezielles Extrakt. Sofort wird mit richtigem Geld (!!!) eine Studie unternommen:

4 Gramm täglich. Hochrisikopatienten, die bereits Statine brauchen. 25% weniger Herzinfarkt, weniger Todesfälle, weniger Schlaganfälle und so weiter.

Und diese 25%, längst bekannt von normalem Fischöl, von normalen Omega 3, werden jetzt so richtig vermarktet. Hier geht ´s ja wirklich um einen Milliarden-Markt, wie die Firma Amarin glaubt. Besser gesagt: weiß. Im Jahre 2022 will sie bereits 2,7 Milliarden Dollar umsetzen. Ihre durchaus fundierte Prognose.

Das Besondere zum Schluss: Die betonen doch wirklich als Verkaufsargument, dass dieses Omega 3 – im Gegensatz zu Statinen und anderen Giften – keine Nebenwirkung hätte. Und da haben sie völlig Recht.

Hochwirksame Präparate ohne Nebenwirkung (also Vitamine und Aminosäuren) waren eben bisher nicht patentierbar, waren völlig uninteressant für das große Geld. Das hat sich soeben geändert, dank Amarin. Deren Aktie prompt von 2,50 auf 17,70 € stieg. Kurz nachgerechnet? Wenn Sie 100.000 € investiert hätten?

Das besonders Hübsche: Die Meldung finde ich in FOCUS 45/2018, Seite 77. Darin das putzige Sätzchen:

„Dass dieses Wundermittel (Omega 3) gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten wirkt, ist seit langem unumstritten.“

Das gleiche FOCUS vor wenigen Wochen zu Omega 3: „Millionen Deutsche schlucken umsonst – Wirkung gegen Herzerkrankungen… Ein Irrglaube“. Und so weiter.

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