Über all den Ratschlägen zu Omega 3, Gemüse und Eiweiß wollen wir doch das Wichtigste nicht aus dem Auge lassen. Das eigentliche Nadelöhr zum Glück. Das Türchen zum Paradies. Das Laufen.

Das tägliche Laufen. Das vielen von uns erstmals gezeigt hat, wer wir wirklich sind. Was alles in uns steckt. Auch an Gedanken und Gefühlen. Laufen ist eigentlich und wahrhaft - so normal es doch in Wahrheit ist - ein Wunder. Wie ich darauf komme? Weil ich lese.

Ich lese und zitiere den Schauspieler D. Raacke, bekannt als Tatort-Kommissar. Der da schwärmt:

"Laufen ist die perfekte Melodie zum Nachdenken. Man braucht sich gar nicht vorzunehmen, kreativ zu sein. Die Gedanken werden unter dem Reiz der physischen Daueranstrengung noch mal anders verarbeitet. Das ist ein anderer Prozess als zu Hause im stillen Kämmerlein. Da kommt schon mal die zündende Idee. Filmtitel zum Beispiel".

Oder wenn ich das Glück habe (ich mein das wirklich so), Europas schnellstem Pfarrer zuzuhören. Heißt Matthias Vosseler und braucht für den Marathon 2:47:09 h. Und für den halben Marathon 1:16 h. Der da sagt:

"Ich bin dankbar, dass mein Schöpfer mir meinen Körper geschenkt hat. Nun fühle ich mich verpflichtet, auch gut damit umzugehen".

In meiner persönlichen Welt ein zentraler Gedanke. Dieses "gut mit dem Körper umgehen". Demütig stolz auf ihn sein. Sich täglich (täglich!) um ihn zu kümmern. Pfarrer Vosseler kann auch träumen:

Wenn er bei einem Lauf etwas Schönes sieht bleibt er stehen. "Dann gucke ich mir 5 Minuten die Blumen auf der Wiese an".

Das habe ich von meiner Frau gelernt. Mühsam für einen Neurotiker wie mich. Einem Viel-denkenden Pfarrer fällt dieses Lebensgeheimnis offenbar etwas einfacher zu. Das Stehenbleiben und Gucken. Und dann antwortet er doch kurz und knapp zur Frage über die zwei Todesfälle beim Zugspitz-Lauf:

"Jeder ist für sich selbst verantwortlich."

Imponierend klar und eindeutig. Ein Nicht-Läufer hätte hier lange und breit drumrum geredet, sich gewunden und gedruckst. Kennen wir aus der Presse.

Laufen macht das Gehirn klar und öffnet das Türchen zur Seele. Ist ein Weg in den Himmel. So - Just do it!

Quelle: Runners World November 09