Die Einschläge kommen immer näher. Kritik an der DGE kommt jetzt sogar im Deutschen Ärzteblatt (DÄ), dem offiziellen Standesorgan deutscher Ärzte. Stock-konservativ.

Zitiert (!) werden hier zwei Fachfrauen für Ernährung, die in einem offenen Brief an die DGE-Präsidentin appellieren. Freilich… Der übliche sanfte Appell, aber immerhin:

    „Die primär-präventiven Empfehlungen zur Nährwertrelation anhand aktueller Studien sollten ausgeweitet werden. Denn diese seien ausschließlich für gesunde Menschen konzipiert, was nicht dem Großteil der Schulungsklientel entspreche, heißt es in der Petition.“

Falls Sie dieses Wort-Gewurstel verstanden haben sollten… über unsere heilige Pflicht als Ärzte, Patienten in ihrer eigenen Sprache, also deutsch anzusprechen, hatte ich ja schon räsoniert. Aber falls … dann lesen Sie hier, was die zwei Fachfrauen meinen.

    „Viele Menschen, die bei Präventivkursen mitmachen, weisen Fettstoffwechselstörungen auf. Hier müssten evidenzbasiert ganz andere Nährstoffrelationen angeraten werden…“

    „Angebracht wären etwa 20% Eiweiß, 40% Fett und nur 40% Kohlenhydrate.“

NUR. Verstehen Sie diese NUR? 40% Kohlenhydrate? Es wird sich also nichts ändern. Auch nicht nach dieser Petition. Die Deutschen werden weiterhin Kohlenhydrat-gemästet. Wenn 40% schon als neues, kaum erreichbares Ziel hingestellt wird…

Sie unterschätzen die DGE. Sie unterschätzen auch die neue Präsidentin (News vom 15.03.2017). Die sagt nämlich wörtlich:

    „Die Kommentare würden deutlich machen, dass die Empfehlungen der DGE entweder falsch verstanden oder falsch angewendet würden.“

Sagt sie wörtlich. Wirklich. Tatsächlich. Ganz offiziell. Wir verstehen die falsch oder wenden die falsch an, die Empfehlungen, 60% Kohlenhydrate zu essen.

Noch so ein Schmankerl? Wie man sich nach Jahrzehnten aus der Verantwortung durch die Hintertür hinausschlängelt? Wunderhübsches Zitat von der zuständigen Fachfrau, Dr. oec. troph. Ute Breme:

    „… betont auf Nachfrage des DÄ, dass sich die DGE-Empfehlungen an Gesunde richten. Für einen Großteil der Bevölkerung sind sie folglich obsolet: …“

Ach was. Würde Loriot jetzt sagen. Und so herrlich mimisch zurückschrecken. Ach wie. Ach was. 60% Kohlenhydrate richtet sich nur an Gesunde? Mit welchem Zweck? Damit auch die krank werden und dann „zum Großteil der Bevölkerung“ hinüberwechseln?

Ich dachte Fasching, sei bereits vorbei. Aber meinen Spaß hatte ich trotzdem mit diesem Artikel.

Übrigens: Selbstverständlich wird sich nichts ändern. Natürlich nicht.

Quelle: DÄ, Heft 6, 10.02.2017