Also die Quintessenz des Sportes, das innerste Geheimnis, den Grund, weshalb wir Sport treiben, fühlt jeder Sportler tief in sich drin. Wenige aber können es ausdrücken. Wenn dies einmal jemandem gelingt, klingt das in einem und jeder Sportler spürt - jähes Glück.

Früher habe ich das Idolen wie Dieter Baumann übel genommen. Dass die sich nicht deutlich artikuliert haben. Dass die nicht auch mir, dem kleinen, unbeleckten Provinzdoktor, das reine Glück des Sportes deutlich gemacht haben. Denn Ausnahmesportler wie Baumann müssen es gewusst haben und hätten es wohl auch ausdrücken können. Was meine ich eigentlich?

Da gibt's in Stanford University Prof. H. U. Gumbrecht. Ein Deutscher. Der sich mit seinen 62 Jahren nicht nur im amerikanischen Football, sondern auch in der deutschen Bundesliga 1 A auskennt. Sportverliebt ist. Und der kürzlich - so schreibt er - verstanden hat, was ihn beim Sport so mitreißt. Wörtlich:

"Es muss diese Sehnsucht zur höchsten Intensivierung der Gegenwart sein, die impliziert, dass man die sonst immer schon und immer häufiger auferlegte Verpflichtung zur Vorwegnahme einer Zukunft nicht mitmacht. Sich ausschließlich im Jetzt befinden für einige Stunden, das kann Sport sein".

Er beschreibt nichts weiter als Flow. Das Verschmelzen von Denken und Tun. Das eins werden mit sich selbst. Das Leben im Hier und Jetzt. Und er berichtet weiter:

"Für die älteren Zuschauer hat Sport die Anziehungskraft einer Rückkehr zur Jugend, mit der man die Gegenwart des Alterns ausblendet."

Stimmt. Wunderbar formuliert. Drum sitze ich vor jedem Marathonlauf im Fernsehen. Gebannt von der ersten Minute an. Da lauf ich mit. Da fiebere ich mit. Da leide ich mit. Da triumphiere ich mit. Da bin ich glatt 3, 4 Jahre jünger ...

Sehen Sie, davon müssten Bücher über Sport sprechen. Sport als Weg zum Glück. Und nicht immer das gleiche, dämliche ... welche Jacke ziehe ich an, welche Schuhe benutze ich, wie trainiere ich ...

"Höchste Intensivierung der Gegenwart" und "Rückkehr zur Jugend": Das isses!