Tatsachen. Fakten. Manchmal, selten genug aufzufinden sogar in der Wissenschaft. In Studien. Eine einzigartige, bemerkenswerte Studie begann kurz nach dem 2. Weltkrieg:

Da hat ein Arzt alle Kinder, die zwischen dem 3. und 9. März geboren wurden, erfasst. 13.687. Heute, am Ende der Studie, blieben 5.362 übrig. Die alle 3 Jahre interviewt wurden. Beziehungsweise ihre Eltern.

So sammelt man Fakten. Selbstverständlich – so ist der Mensch – dienten die Fakten gleich wieder der Ideologie. Den Träumereien. Den Wunschvorstellungen. Man bewies nämlich, dass

    „Ungleichheit das Land bestimmt“

 

dass

    „in armen Familien bei der Geburt doppelt so viele Babys sterben wie in reichen“

 

dass

    „Kinder der Arbeitsklasse zwar klug sind, aber die Prüfung versemmeln“

 

dass also

    „ein Mensch am Erbe einer armen Kindheit ein Leben lang trägt“

 

dass sogar

    „dieses Erbe nicht nur die Schullaufbahn beeinflusst, sondern auch, wer mit Anfang 50 einen Herzinfarkt erleidet oder an Diabetes erkrankt“.

 

Zusammengefasst:

    „der Gedanke, dass Ereignisse in jungen Jahren unsere Gesundheit Jahrzehnte später prägen, existiert seit 150 Jahren. Aber zum ersten Mal liefert uns eine Kohorten-Studie einen empirischen Beweis“.

 

Ja und? Nennt man Epigenetik. Und das mit dem arm und reich. Scheint ja mit Geld zu tun zu haben: Hätten wir also die 400 Milliarden nicht in Griechenland versenken, sondern lieber in deutsche Kinder investieren sollen? Fragen Sie doch mal. Sie werden auf hochrote Köpfe stoßen. Wer macht da wem Vorwürfe? Es sind doch exakt die gleichen handelnden Personen.

Weil ich als Arzt notgedrungen links denken muss, ziehe ich mich gerne auf Fakten zurück. Fakt dieser Studie war:

  • Mit 61 Jahren litten 85% an Erkrankungen wie Niereninsuffizienz, Bluthochdruck oder Schilddrüsen-Überfunktion.
  • Fast die Hälfte klagt über häufige Müdigkeit, etwas weniger sind inkontinent (!!!), ebenso viele klagen über chronische Schmerzen.
  • Ein Viertel schluckt mindestens 5 Medikamente:

 

Aus der Untersuchung über den Beginn des Lebens ist eine über das Altern geworden. Schrecklich, diese Zahlen. Keine Ahnung von Frohmedizin?

Da fallen aber auch so Sätze wie

  • … mehr Sport helfen würde, den körperlichen Verfall zu bremsen

 

oder

  • das Schicksal, so zeigt diese Studie, liegt auch in jedermanns eigener Hand – unabhängig vom Alter

 

denn

  • wer Sport treibt, Neues lernt, der kann sein Gedächtnis verbessern, seinen Wortschatz, seine Beweglichkeit.

 

Zusamengefasst lautet die endgültige Botschaft dieser Studie:

    „Die Herausforderungen des Lebens mögen uns auf eine bestimmte Bahn setzen, aber es obliegt uns, die Richtung zu ändern“.

 

Erneut: Nennt man Epigenetik. Wir haben es in der Hand. Unser Lebensstil bestimmt Gesundheit, Krankheit, Aussehen, Beweglichkeit, unser Lebensglück.

Mein ABER als praktischer Arzt: Übersehen wird… wenn die Energie fehlt, haben Sie keine Chance. Sie können sich noch so gut auskennen in dem, was Sie tun sollten. Ohne Energie, ohne inneren Antrieb kommen Sie nicht aus dem Sessel heraus.

Das Buch „Mehr Energie!!!“ fehlt noch in meiner Sammlung.

PS: Noch vor wenigen Monaten hätte ich jetzt einen politischen Kommentar angehängt. Zu dem Wort „links“. Ich tu´s nicht mehr, weil einer von Ihnen mir geschrieben hat, meine politischen Zwischenbemerkungen würden ihn fürchterlich ärgern. Und zwar deshalb, weil er völlig meiner Meinung sei.

Quelle: DER SPIEGEL 24/2016, Seite 114: Die Douglas-Babys