Wenn ich mich für einen einzigen Blutwert entscheiden müsste, würde ich beim Sportler genauso wie beim „Normalmenschen“ den Eisenspeicher Ferritin wählen. Wissen Sie warum?

Weil Ferritin mir sagt, wieviel Sauerstoff nicht nur Ihre Muskulatur, sondern auch Ihr Herz bekommt. Heißt andersherum: Mit dem so häufig tiefen Eisenspeicher Ferritin bekommt auch Ihr Herz schlecht Luft, ist nicht belastbar, kann nicht „hochdrehen“, Sie können weder gut Treppensteigen und schon gar nicht gute Marathonzeiten erzielen.

Das erzähle ich Ihnen seit Jahrzehnten. Wahrscheinlich vor jedem anderen Arzt in Deutschland. Wissen Sie, wie ich darauf gekommen bin?

Aus dem Pschyrembel. Dort las man, dass Ferritin proportional sei dem Myoglobin, also dem Muskelfarbstoff, der Sauerstoff bindet. Im Muskel.  Also auch im Herz.

Praktische Anwendung in der normalen Medizin: Patienten mit Herzschwäche weisen auffällig oft einen Eisenmangel auf. Der erhöht das Risiko für ein schweres, oft tödlich verlaufendes Herzversagen. Die Gefahr besteht selbst dann, wenn die Eisenknappheit noch gar nicht zu einer Blutarmut geführt hat.

Was Sie soeben gelesen haben, waren Zitate. Da schau an.

Die Erklärung für die Abhängigkeit Ihrer Herzleistung vom Eisen ist ganz neu. Stammt aus der medizinischen Hochschule Hannover. Dort wurden mit gentechnischen Tricks Mäuse gezüchtet, deren Herzmuskelzellen keine Eisenregulationsproteine mehr herstellen konnten. Die also unbedingt einen Eisenmangel im Herzmuskel hatten. Nicht in der übrigen Muskulatur.

Dieser Eisenmangel im Herzen erwies sich als „starke Leistungsbremse“. Besonders schlimm übrigens nach einem Infarkt, wo dann die Herzkraft „gleichsam im Zeitraffer abnimmt und häufig tödlich endet“. Dank Eisenmangel.

Damit war im Tier-Modell erstmals der Zusammenhang  zwischen Eisen und Herzkraft bewiesen. Also das, was ich dem Pschyrembel intuitiv vor Jahrzehnten schon entnommen hatte.

Die Hannover Forscher meinen also, dass „selbst unterschwellige Eisendefizite für Patienten mit Herzschwäche verhängnisvoll sind und daher behandelt werden sollten“. Genau das tut ja der Schweizer Arzt Beat Schaub, der ja prompt vom SPIEGEL deshalb an den Pranger gestellt wird. So typisch für deutsche Medien. Denen es noch nie (!) um wissenschaftliche Wahrheit oder gar Hilfe für den Mitmenschen gegangen ist.

WIR wollen Sport treiben. Wollen unser Herz täglich belasten. Den Puls hochjubeln. Die Marathonzeit verbessern. Und brauchen deshalb ein möglichst hohes Ferritin. Erinnern Sie sich?

Der inzwischen ja Lord Sebastian Coe, vierfacher Weltmeister über 800 Meter,

trat bei Ferritin unter 140 gar nicht erst an.

Einem Weltmeister höre ich zu. Die Hannover Forscher haben ihn im Nachhinein bestätigt.