Den Begriff kennen wir alle. Resultat eines natürlichen Vorganges: Man beschäftigt sich mehr und mehr, immer intensiver mit seinem Berufszweig, wird hier immer klüger und erfahrener, wird Experte und wird damit... zwangsläufig auffällig. Man erscheint den Mitmenschen „beschränkt“, ja verrückt. Weil man verlernt, über den Tellerrand zu blicken.

Hauptgrund meiner Forderung, dass jeder Arzt, der seinen Beruf ernst nimmt, laufen muss. Heißt: sich mit seinem eigenen Körper beschäftigen muss. Mit positiven Trainingseffekten genauso wie mit Übertraining, mit Verletzungen, Schmerzen und zwangsläufig auch mit der Heilung. Schlussendlich mit der richtigen Balance zwischen Anstrengung und Ruhe. Wer das nicht am eigenen Körper erlebt, kann seinen Mitmenschen nicht helfen. Nicht ärztlich helfen. 

Fachidiot ist also nicht als Schimpfwort gemeint, sondern als Feststellung. Bin soeben ziemlich fassungslos in der Zeitschrift „Psychologie heute“ auf zwei solcher hochgebildeten Exemplare gestoßen.

Ziemlich fassungslos. Darf ich zitieren?

Da gibt es den Professor für klinische Psychologie Guy Bodenmann, der an der Uni Zürich Paarlife, ein international bekanntes Präventionsprogramm für Paare entwickelt hat. Ein wirklicher Fachmann. Der sagt doch wörtlich: 

„Wir haben ja leider immer noch das Phänomen, dass, sobald Kinder kommen, mehrheitlich die Frauen für Erziehung und Hausarbeit verantwortlich sind.  Davor ist die Aufgabenteilung durchaus egalitärer, doch kaum ist Nachwuchs da, wird die Rollenverteilung stark traditionell. Frauen haben dadurch effektiv weniger Selbstverwirklichungsmöglichkeiten...“

Wie bitte? Der redet Frauen etwas von Benachteiligung ein? Von weniger Selbstverwirklichungsmöglichkeiten? Weil die Frauen die Gnade haben Kinder zu bekommen, Männer nicht? Weil Frauen im Kind, in der Liebe zum Kind aufgehen und reifen können... Ist für Professor Bodenmann eine Benachteiligung? Wenn das nicht ein typisches Zeitphänomen ist... wo lebt der Mann? Ja eben: Heute hier in Europa. Gehen Sie mal 14 Tage nach Ätiopien...

Ganz abgesehen davon, dass das schon sachlich nicht stimmt. Wie Ministerin von der Leyen und Millionen andere tüchtige Frauen täglich beweisen.

In der gleichen Zeitschrift „Psychologie heute“ Juni 2014 lese ich von Professor Dr. Dr. Henrik Walter, Facharzt für Neurologie sowie Facharzt für Psychiatrie. Charitè Berlin. Wohl beste Adresse Deutschlands. Ein Könner, dessen Gedanken sehr eigenartig kreisen:

„Unser Altkanzler Gerhard Schröder hat 2001 in einem Interview mit einer großen Boulevardzeitung eine bekannte Stammtischforderung zum Thema Sexualstraftäter öffentlich proklamiert: Wegschließen, und zwar für immer!

Diese Forderung ergibt nur dann Sinn, wenn Schröder glaubt, Verbrecher sind anders. Und können sich nicht ändern. Das wiederum lässt sich empirisch überprüfen: Sind sie wirklich so anders, wie Herr Schröder glaubt? Können sie sich tatsächlich nicht ändern? Und natürlich: Welche Ursachen hat ihr Verhalten – basiert es auf absolut freien Entscheidungen, oder sind diese durch Veranlagung und frühkindliche Erfahrungen wesentlich bestimmt?“

Hallo, Herr Professor Dr. Dr.: Da gibt es ein Opfer. Da gibt es ein kaputtes Menschenwesen, den dieser Sexualstraftäter auf dem Gewissen hat. Und das Opfer – typisch unsere Zeit – wischen Sie unter den Tisch und beschäftigen sich jetzt mit der hochinteressanten Frage nach der Kindheit dieses Verbrechers. Als ob die Antwort nicht schon fest stünde.

Sehen Sie, die Gedanken der Herren kreisen in ihrem Fachgebiet. Ich fasse mir da jedes Mal an die eigene Nase. Und weiß, dass die täglichen Stunden draußen im Wald, in der Natur mich einigermaßen vor diesen Fachidiotentum schützen. Typisch, persönlich erlebtes Beispiel dafür die Orthopäden. Die Tag für Tag auf Röntgenbilder von Gelenken und Knochen starren...müssen. Und dementsprechend enge Urteile fällen. Sie hatten ja einige Beispiele kürzlich hier gelesen.

Auf! Raus! Laufen, Herr Kollege! Dann hätten Sie mich, mich persönlich, in meiner Not, im Rollstuhl sitzend nicht so hilflos angeschwätzt.