Man kann, sollte immer nur lernen. Zeitlebens. Dazu braucht man nur die Äuglein aufmachen. Oder die Ohren. Besonders wirkungsvoll ist das im Ausland. In fremden Kulturen. Ganz einfach, weil dort Menschen Tausende von Jahren „anders“ gedacht und gelebt haben, sie uns also in ihrer eigenen Gedankenwelt um Jahrtausende voraus sind.

Da fällt dann regelmäßig ein Stückchen praktische Lebensweisheit ab. Die einem selbst, dem armen Tropf, weiter hilft. Diese Einleitung werden Sie rasch verstehen dann, wenn ich zunächst, aus einem Roman zitierend, Ihren Alltag nachzeichne:

    „Urplötzlich erlebe ich eine dramatische Verlangsamung meiner Gedanken, ein Versickern meiner Energie nach lang andauernder Anspannung. Ich bin völlig ausgepowert, kurz vor dem Umkippen… “

Ihr Alltag. Bei mir nennen Sie das Burnout. Keine Energie, kein Antrieb, keine Lust mehr (ich verstehe Sie schon, keine Angst), Schlafstörungen, Depressionen. Das übliche Lebensgefühl von uns tüchtigen Westlern. Zitiert habe ich aus einem Büchlein von „dort drüben“. Weiter geht’s:

    „Wir Thais haben unser eigenes Rezept gegen emotionale Erschöpfung: nicht Tabletten (Ei, gucke da!) oder Alkohol, Drogen oder Therapie – wir hauen uns einfach in die Falle. Klingt simpel und funktioniert auch.“

Ja, mei, werden Sie denken. In die Falle hauen. Wenn das so einfach wäre. Das versuche ich ja ständig ohne Erfolg. Entweder schlafe ich schon gar nicht ein, oder ich wache gleich wieder auf, grüble, wälze mich, bin morgens wie gerädert. Da haben Sie recht: genauso kultiviert man seinen Burnout. Nur… in dem Büchlein steht leider auch die Lösung. Darf ich?

    „Wir wissen, dass uns auf der anderen Seite etwas Besseres erwartet als hier!“

Heißt übersetzt: Die „hauen sich in die Falle“ aus ganz anderen Gründen. Nicht mit dem eingebildeten Zwang, man müsse jetzt schlafen und sich endlich erholen, sondern in dem Wissen, in dem inneren festen Glauben, dass

  • sie auf der anderen Seite von etwas Besserem erwartet werden.

Haben Sie das verstanden? Der Trick der Visualisation. Man sieht den Glückszustand, den erwünschten, erlebt ihn, erfühlt ihn sogar und wird dann … von diesem Gefühl hinübergezogen. Wie mit einem Gummiband. Ganz von alleine.

Können Sie auch ankern nennen. Man verankert ganz fest seine Glauben an das Glück dort drüben und hangelt sich dann an der Ankerkette hinüber. In dem man sich „in die Falle haut“. Den Trick hatte ich Ihnen in der einen oder anderen Form mehrfach erzählt. Ich freu mich einfach den ganzen Tag auf die Nacht. Dort wartet der farbige, bunte, laute, fröhliche, glückselige Ironman Hawaii auf mich. Jede Nacht. Und ich bin … zuhause.

Sie dagegen haben Schlafstörungen. Nun ja: Jedem das seine.

Quelle: John Burdett „Bankok Tattoo“