Bekanntes Phänomen. Bisher nicht erklärbar. Unter stärkstem Stress (Verlust des Ehepartners) kann es vorkommen, dass prachtvoll schwarzes oder braune Haare über Nacht grau werden. Weiß werden.

Wir, also die Biochemie, glaubt heute, dieses Phänomen erklären zu können. Und macht, aufbauend auf diesem Wissen, Vorschläge, wie man das Grau werden von Haaren verhindern kann. Sicher verhindern kann?

Interessiert viele von Ihnen. So beginnt diese rein biochemische Studie ja tatsächlich mit der eher spöttischen Bemerkung, dass man schon seit jeher sich um das Ergrauen Gedanken gemacht hätte ("intense research since acient times"). Also ob man nichts Wichtigeres zu tun hätte...

Hintergrund und Auslöser für das Grau werden, die Entfärbung der Haare, sind freie Radikale. Wenn Sie wollen Stress. Genauer ausgedrückt: Wasserstoffperoxid (H2O2). Natürlich sind diese freien Radikale allgegenwärtig. Kann man in den Haarfollikeln jederzeit nachweisen, aber eben nur in Mikromol.

Unter starkem Stress, was auch immer das heißen mag, findet man H2O2 in den Haarfollikeln tausendfach stärker angereichert, nämlich in Millimol. Das Neue: Dieser Forschungsgruppe gelang der Nachweis des schädlichen H2O2 jetzt im gesamten Haarschaft. Also nicht nur unten in den Follikeln.

Und hat damit erstmals erklärt, weshalb Haare über Nacht grau werden können. Die gesamten Haare. Und nicht nur die Haarfollikel.

Jetzt versucht der Körper sich zu wehren. Dazu nimmt er Methionin Sulfoxid. Leider wird dieses Reparaturmittel ebenfalls durch freie Radikale inaktiviert. Kann sich nicht mehr um das entscheidende Enzym kümmern. Das Enzym trägt den Namen Tyrosinase. Das Schlüsselenzym bei der Herstellung der Haarfarbe.

Es käme also darauf an, das Methionin Sulfoxid intakt zu erhalten. Nicht durch freie Radikale blockieren zu lassen. Und das gelang. Und das gelang! Bisher erst im Labor durch Zugabe von L-Methionin. Die entscheidende Entdeckung.

Methionin ist Ihnen wohl bekannt. Messe ich bei jedem von Ihnen routinemäßig im Blut. Finde bei weit mehr als der Hälfte einen deutlichen Mangel. Nun ja. Methionin ist die Hälfte von Carnitin. Auch hier kennen Sie sich aus. Man könnte also sein körpereigenes Methionin anheben durch mehr Carnitin. Oder durch Amino flüssig. Oder durch mehr Eiweiß usw.

Das Ergrauen kann (heute) verhindert werden: Entweder lassen Sie keine freien Radikale entstehen in Ihren Haaren, wobei hier in erster Linie Stress verantwortlich ist, oder aber Sie füllen Ihre Vorräte an Antioxidantien (Vitamine & Co) maximal auf, oder aber...ganz neu...Sie erhöhen Ihren Methioninspiegel. Diese Aminosäure steht in Kapselform auf meinem Nachtschränkchen. Jetzt wissen Sie weshalb.

Quelle: FASEB J 22, 2065 (2009)