Gast-News Nr. 59

 

Der zweite Vortrag des Symposiums für „Evolutionäre Medizin und Gesundheit“ (siehe Gast News Nr. 58): Die Neandertaler-„medizin“, von Prof. Martin Bergmann.

Im Jahr 1856 wurde im Neandertal ein Schädel entdeckt. Damalige Wissenschaftler folgerten, dass es  ein alter, schwerkranker Mann gewesen sei. Niemals ein menschenähnlicher, ausgestorbener Verwandter des Menschen. Lustig, gell.

Auch damals, wie heute, wurde die Wissenschaft von der „confirmation bias“ dominiert.

Trifft man auf Erstaunliches und Neues, folgt zunächst die Talmenschenlogik. Ernüchterung. Egal in welchem wissenschaftlichen Bereich. Der Mensch präferiert altbewährte Erklärungen für neue Phänomene. Altbackenes und Bewährtes,…denn sein eigenes Weltbild zu ändern erfordert, Fehler einräumen zu können. Die schon während des Pleistozäns überholten Ernährungsempfehlungen der DGE basieren auf genau diesem menschlichen Verhalten. Auf prähistorischen Professoren, die sich lieber auf Altbackenes stützen.

Wussten Sie, dass die erste Messung von Gravitationswellen – ernüchternd –  als Manipulationsversuch angesehen wurde, weil die Apparaturen bereits 30min nach Einschalten ausschlugen?

Der Prähistoriker Ralph Solecki jedenfalls erkannte, dass „der Verwandte“ dem Menschen ähnlich war. Der Neandertaler zeigte soziales Gruppenverhalten und verfügte über primitive medizinische Kenntnisse.

Er aß Kamille und Schafgarbe, Kreuzkraut, Malve und Kornblume. Meerträubel und Schachtelhalm, kochte und verzehrte Stärkekörner.

Neandertaler lebten in geringer genetischer Vielfalt und sorgten sich um Verletzte. Knochenfunde belegten, wie einige schwerstverletzte Neandertaler jahrelang aufgrund des sozialen Zusammenhalts überlebten. Hirnhautentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, schiefer Zusammenwuchs von Brüchen. Auch Erblindung, ausgefallene Zähne und Speerverletzungen wurden überstanden.

Der Neandertaler war extrem muskulös und benötigte täglich 5000-6000 Kalorien. Und auch wenn er ausgestorben ist, so profitieren wir heute noch von seinem Genom, das wir zu 2 – 4 % in uns tragen. Es schützt vor dem Epstein-Barr Virus.

Ausgestorben ist er übrigens aufgrund der damaligen Klimabedingungen. Es gab nur wenige Hotspots an Klimazonen, die bewohnbar waren. Ebenso aufgrund der geringen Anzahl an Neandertalern, der zu nahen Verwandtschaft, und auf Grund des hohen täglichen Energiebedarfs.

„Der Mensch“ ist ebenfalls für extreme Bedingungen geschaffen. Da braucht sich der deutsche homo sapiens nicht zu verstecken. Das wissen wir. Ganz sicher: Denn:

Auf Platz 5 der häufigsten Google-Begriffe in Deutschland 2017 thront:

„Dschungelcamp“.