Gast News Nr. 64

Fortsetzung von Teil V (siehe News)

„Die Chemie der Befruchtung“, der sechste Vortrag von Prof. Timo Strünker. Es geht um den Einfluss von Chemikalien, mit welchen wir im Alltag in Berührung kommen. Und wie sich diese auf die Befruchtung auswirken.

Es geht also auch um die Geburtenrate des zivilisierten Genussmenschen. Es geht um seine abnehmende Fruchtbarkeit.

Soziologen erklären die sinkenden Geburtenraten nicht mit Molekülen: „Lohnabhängige stehen nicht in einem ökonomischen Generationenvertrag. Lohnabhängige haben also keine wirtschaftlichen Interessen an eigenen Kindern“, so Prof. Heinsohn. Deutschland hat 44,78mio. Erwerbstätige. Davon sind lediglich 1,407mio. selbstständig. Zudem sind über 52 % der deutschen Bevölkerung von Sozialhilfe abhängig. Deutschland setzt auf Innovation, also wird der deutsche Innovations-Karren immer schwerer zu ziehen sein. Der Import von Fachkräften ist ein moralisiertes Tabu. Jeder darf kommen.

Schwere Kost, die Geisteswissenschaft. Basiert eben auf Zahlen und Gedankenexperimenten.

Ganz anders da der Vortrag von Prof. Strünker. Er zeigte Aufnahmen von Spermien. Und erklärte uns, dass diese einen über 7km langen Kanal (auf die Körpergröße eines Menschen umgerechnet) entgegen der Strömung schwimmen müssen. Sich also leicht verirren können, und deshalb geführt werden müssen. Und dann gegen Ende einen enormen Kraftaufwand benötigen, um in die Eizelle eindringen zu können.

Für das Führen und den Kraftaufwand benötigt das Spermium einen Lockstoff und kraftvollen „Flossenschlag“, implizit erzeugt durch das Sexualhormon Progesteron. Welches durch Calcium in das Spermium eingespielt wird.

Damit ist der gesamte Befruchtungsvorgang hormongesteuert.

Die Frage ist nun, ob bereits kleine Mengen aus Alltagschemikalien diesen Befruchtungsvorgang stören können.

Und leider ist die Antwort ja. Bereits normale Mengen an UV-Blocker (Sonnencreme) beeinflussen experimentell nachweislich das Spermium. Auch wenn der Gesamteinfluss auf den Befruchtungsvorgang eher unbedenklich ist, wenn NUR UV-Blocker getestet werden.

Auf dem Symposium zeigte Prof. Strünker Aufnahmen eines Spermiums, wie es elegant und symmetrisch-kreisend schwimmt, wenn es Progesteron wahrnimmt. Bei Zugabe von 4-MBC, wie es in Sonnenmilch vorkommt, krümmte es sich, drehte sich ungeschickt im Kreis.

Besonders wichtig hier ist die Erkenntnis am Ende des Vortrags. Wir werden im Alltag eben nicht nur von einer Chemikalie infiltriert. Also eben nicht nur 4-MBC. Sondern von einer Vielzahl aus Stoffen.

Die Wirkung dieser Stoffe verhält sich leider nicht additiv, sondern synergistisch. Also 1 + 1 + 1 + 1 sind dann nicht 4, sondern eher 9. Bereits geringe Mengen von Alltagschemikalien haben in Summe überproportionalen Einfluss auf unsere Geburtenrate (siehe News vom 23.09.2013)

Die Mischung macht‘s.

Wir sind eben kein Stück besser als die Römer es waren (siehe Gast News Nr. 63).