...hätten sie gelebt, unsere Vorfahren. Da sind sich fast alle Autoren einig: Früher sind die Menschen viel früher gestorben. Unsere Lebenserwartung heute ist vergleichsweise traumhaft hoch.

Da ist etwas Wahres dran: Früher sind die Menschen einfach erfroren. Oder auch mal verhungert. Oder vom Säbelzahntiger zerrissen worden. Waren einer Lungenentzündung ohne Antibiotika hilflos ausgeliefert. Stimmt. Drum denk ich mir, für mich persönlich: Nimm alle Vorteile des 21. Jahrhunderts mit (warme Häuser, Schutz vor wilden Tieren, Antibiotika etc.), vergiss aber die Vorteile einer genetisch korrekten Lebensweise, also den Paläostyle, nicht. Man kann ja beides kombinieren und damit möglicherweise viel gesünder alt werden.

So dachte ich bisher. Bis mich Jeff Leach Oktober 2010 in "Public Health Nutrition" aufgeweckt hat. Der hat einmal über unsere Lebenserwartungs-berechnung nachgedacht:

Die durchschnittliche Lebenserwartung ist das Durchschnittsalter des Todeszeitpunkts für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe. Bei einem Paar, das 76 und 71 Jahre alt wird, aber ein Kind hat, das bei der Geburt stirbt und ein weiteres, das im Alter von 2 Jahren stirbt, ergibt die Mathematik (76+71+0+2)/4 eine durchschnittliche Lebenserwartung von 37,25 Jahren.

Aua. So hab ich das noch nicht gesehen. Denn dass die Kindersterblichkeit unserer Vorfahren recht hoch gewesen sein muss, glaube ich ohne weiteres. Und dass die heute noch lebenden Naturvölker sehr wohl sehr alt werden, habe ich natürlich auch schon gelesen. Heute bringen die offenbar mehr Kinder durch. Unsere Vorstellung vom kurzen Leben unserer Vorfahren ist möglicherweise...ein simpler Rechenfehler.

Als Arzt ist mir natürlich klar, dass unsere (auch von mir bewunderte) moderne Medizin uns im Wortsinn durch unsere goldenen Jahre hievt. Ich glaube kaum, dass unsere Vorfahren das...leben nennen würden. Es mag ja sein, dass wir länger leben als unsere Vorfahren, aber in Wahrheit sterben wir nur langsamer. Übrigens auch ein Zitat von Leach.