Universitätsmedizin, wie ich sie 17 Jahre erlernt und mitgetragen habe, rühmt sich eines wissenschaftlichen Gedankengebäudes. In den letzten Jahren geronnen und festzementiert in den Leitlinien. Vorschriften, nach denen wir Ärzte unsere Behandlung auszurichten haben. Vorschriften, die sich stützen auf unzählige Studien. 

Fällt Ihnen natürlich sofort das Wort Schrottstudie ein. Sie haben ja Dutzende an Beispielen kennengelernt. Und durch die Zeitung erfahren, dass die medizinische Wissenschaft immer kritischer wird: An allen Ecken wird gelogen und betrogen. Studien werden zurückgezogen. Offensichtlich gefälscht. Der Haupttrick: Studien mit negativem Ausgang werden verschwiegen. Nur die positiven Studien werden genannt. Das nennt man Lügen durch Weglassen.

Dass die Universitätsmedizin auf solch schwankendem Grunde fußt, erfährt jeder, der sie einmal braucht. Der als Patient an sie herantritt. Beispiele? Ja, Du meine Güte. Sind Sie von Ihrer Migräne geheilt? Oder kriegen Sie nur immer stärkere Tabletten, die dann auch nicht mehr helfen?

Ist Ihr Bluthochdruck weg? Oder kriegen Sie nur immer stärkere Tabletten, die dann auch nicht mehr helfen? Ist Ihr Diabetes weg? Oder wird nur die Insulindosis von Jahr zu Jahr gesteigert, erhöht und Ihre Augen und Nieren immer schlechter?

Ist Ihre Depression endlich weg? Oder kriegen Sie nur immer wieder andere, neue Tabletten, die vielleicht ein bisschen dämpfen. Von „weg“ keine Rede.

Sehen Sie, das ist Schulmedizin. Das ist Universitätsmedizin. Das ist Resignationsmedizin. Mit Wissenschaft, wie wir allgemein das Wort verstehen, hat sie sicher nichts zu tun. Auch wenn sie selbst präzise das Gegenteil behauptet. Auch wenn sie genau das Wort Wissenschaft für sich beansprucht.

Ausweg? Fragen Sie Feynman. Sie wissen schon: Mein Liebling. Mein Lehrer. Nobelpreisträger 1965. Theoretische Physik. Sein Hobby: Quantenelektrodynamik. Hat DAS Lehrbuch geschrieben. Steht bei mir auf dem Schreibtisch. Zum Blättern. Also gut: Fragen wir Feynman:

„Wissenschaft, das ist:

Alles durch erneute, unmittelbare Erfahrung nochmal zu überprüfen.“

Das war’s: Nix: Lehrbücher abschreiben. Dem Professor glauben. Leitlinien erfüllen. Sondern… ÜBERPRÜFEN!

Wenn Ihnen das eine gar merkwürdige Definition von Wissenschaft zu sein scheint, wenn Sie das für ein doch sehr subjektives, vages Vorgehen halten, dieses „selbst überprüfen“, dann sollten Sie mal Ihren Papa Planck lesen. Max Planck (Nobelpreis 1918). Den Schöpfer, den Begründer der Quantenmechanik. Der hat sich selbstverständlich auch Gedanken gemacht darüber, was Wissenschaft eigentlich sei. Lassen Sie sich überraschen: 

„Wenn wir für den Aufbau der exakten Wissenschaft nach einem Ausgangspunkt suche, der jeder Kritik gegenüber standhält…

müssen wir unser Augenmerk richten nicht auf das, was wir gerne wissen möchten, sondern zunächst einmal auf das, was wir sicherlich wissen…

Was ist nun… das Allersicherste, das was nicht dem geringsten Zweifel unterliegt? Darauf gibt es nur eine einzige Antwort: Es ist das, was wir selber an unserem eigenen Leibe erfahren.“

Hätten Sie das gedacht? Von trockensten, vom gründlichsten, von einem der schärfsten Denker, den die Menschheit je erlebt hat: Von Max Planck selbst? Die Basis aller Wissenschaft sei das, was Sie selbst an Ihrem eigenen Leibe erfahren. Etwas genaueres, Präziseres gäbe es nicht.

Und was erfahren Sie? In der Medizin? Sehen Sie, deswegen schreibe ich diese News. Deswegen drucke ich Ihre Briefe ab. Das sind Dokumente. Das sind unauslöschliche Zeugnisse dafür, was Wissenschaft ist.

Ihre ganz eigene, persönliche Erfahrung! Beispiel? 

News von gestern: Seit Jahren grauenvolle Kopfschmerzen Tag und Nacht. Kein Arzt hilft. 

Dann Molekularmedizin. Nach einer Woche Kopfschmerzen weg.

Gegen diesen kleinen Brief einer über 70jährigen Patientin ist die gesamte Universitätsmedizin nur… ein Stäubchen. Ein Nichts. Geschwätz. Mittelalterliche Ideologie. Die Dame hat’s erfahren, die Dame hat Recht. Faktum.

Auch ich lerne. Lerne soeben, dass es eine wissenschaftlich begründete Medizin gibt. Woran man die erkennt? Daran, dass sie hilft. 

Quelle: Hans Roos „Max Planck“ Springer 2001, Seite 175