Manchmal findet man es ja, das Goldstück. Erinnert mich an 1948, als ein Unwetter, ein reissender Bach einen tiefen Graben um unser Haus gewühlt hatte. Und wir Kinder am nächsten Tag dort, tief unten ein Wachspapier-Päckchen voller Goldmünzen fanden.

Hat meinen Glauben an Märchen bestärkt, wie Sie verstehen. Einzelne Münzen haben mich Jahrzehnte begleitet.

So etwas passiert  auch, wenn Sie Tag für Tag wissenschaftliche Studien durchlesen. Für Sie wahrscheinlich gähnende Langeweile, für mich hochspannend, aufregend. Und da finde ich doch tatsächlich in einer bekannten Großstudie (EPIC) solch ein Goldstück. Methionin.

  • Zur Erinnerung: Teil nahmen 520 000 Menschen aus 10 Ländern. 386 000 davon spendeten Blut. So konnte Methionin im Blut gemessen werden.

Und die fanden doch tatsächlich, dass bei Menschen, die oberhalb des Mittelwertes für Methionin lagen (hier 29,2 μmol/l, eine wichtige Zahl) sich das Risiko, einmal Lungenkrebs zu bekommen, um mehr als halbierte.

  • Noch einmal: Über 50% weniger Lungenkrebs, wenn Methionin, gemessen im Blut, oberhalb eines definierten Mittelwertes lag.

So etwas schon einmal gehört? Sie erinnern sich: Über Methionin hatte ich geschrieben.

Methionin braucht der Körper zu Methylierung, heißt übersetzt, zum Abschalten von Krebsgenen. Methionin messe ich bei jedem von Ihnen. Und jeder von Ihnen bekommt diese Nachricht: Braucht man, „um Krebsgene abzuschalten“.

Eins der kleinen Wunder meiner praktischen Tätigkeit: Bisher hat noch niemand von Ihnen, von vielen Tausenden darauf Bezug genommen. Auf seinen in der Regel zu tiefen Methionin-Spiegel. Auf seine Gefährdung. Der Körper kann Krebsgene eben schlechter abschalten. Juckt Sie gar nicht. Da sehe ich so die natürliche Resistenz, die natürliche Stärke des deutschen Patienten.

Könnte man natürlich auch ganz anders sehen. Nur möchte ich Sie nicht beleidigen.

Was Sie rettet ist meine Zusatzbemerkung: Sinkt auch regelmäßig bei der Virusabwehr. Und Viren hat jeder von Ihnen immer wieder mal. Nur: Weiter gedacht bedeutet das, Sie kämpfen mit Viren. Einverstanden. Senken dabei den Methionin-Spiegel. Einverstanden. Und denken nicht weiter: Werden anfällig für Krebs.

DEN BEWEIS für diesen Satz lesen Sie oben. Das war das Goldstück.

Übrigens: Die Zahl gemerkt? Mittelwert dieser 386 000 Menschen waren 29,2 μmol/l. Wenn Sie auf Ihr Aminogramm gucken, finden Sie dort anderes abgedruckt, nämlich

                                 Sollbereich                            Mittelwert

Methionin                25 – 40                                     33

                                             

Was Sie da lesen, ist das Resultat von 21 Jahren angestrengter Arbeit. Nämlich Sollwerte, nicht Istwerte Ihnen um die Ohren zu schlagen. Jedes Labor referiert Istwerte. Den Mittelwert der kranken deutschen Bevölkerung. Denn wer schickt denn sein Blut ins Labor?

Wir bemühen uns (!!!) um Sollwerte. Dafür brauchen wir die Werte von hochgesunden Hochleistungssportlern. Und tasten uns langsam heran. Wenn Sie genau hingucken, verlangen wir von vorneherein einen Methionin-Spiegel, der Sie vor Lungenkrebs schützt. Und selbstverständlich auch vor möglichst allen Krebsarten.

Methionin. Jedes Eiweiß ist eine Kette aus Aminosäuren. Völlig gleichgültig, welches Eiweiß Sie untersuchen. Am Anfang der Kette steht immer Methionin. Zentrale Schlüsselrolle.

Vielleicht in Zukunft doch mal ein bisschen besser aufpassen?

 

Quelle: JAMA, 16. Juni, 2010, Vol 303, No. 23, Seite 2377