Eine ganz eigene Vorstellung habe ich von Threonin. Einer Aminosäure. Diese Vorstellung hat sich im Verlauf von 15 Jahren aus einzelnen Wissens-bruchstücken entwickelt. Weicht ab von der üblichen, nachlesbaren Fassung. Aber man kann´s ja mal zur Kenntnis nehmen:

Threonin

Dein heimlicher Freund. Ganz im Hintergrund. Gibt – mir jedenfalls – immer wieder einen Stupser, erinnert mich, wenn ich etwas grundfalsch mache.

Grundfalsch? Was könnte das sein? Sehen Sie: So wünschte ich mir eine Medizinvorlesung an der Universität. Übersicht. Das Wichtigste zuerst. Und was ist das Wichtigste?

    Können Sie ableiten von der Tatsache, dass die häufigste Todesursache Ihre Blutgefäße betrifft. So 40 bis 50 % von Ihnen sterben am Herzinfarkt, Schlaganfall usw. Und was steckt dahinter? Wissen Sie inzwischen: Sie verletzen die Innenseite Ihre Blutgefäße. Chronisch. Die werden rissig, rau, entzündet, und… jetzt kann sich etwas ablagern.

    Auch hier wissen Sie Bescheid: Es lagert sich ab Lipoprotein (a) sowie LDL. Diese zwei. Von denen man sich – oft – leider gar nicht schützen kann. Also heißt es:

    Halte Deine Blutgefäße an der Innenseite intakt. Gesund. Glatt. Wie Teflon.

Sehen Sie, dafür ist unser heimlicher Freund da. Threonin. Der sagt, ob Sie‘s richtig oder falsch machen. Immer dann nämlich, wenn Sie‘s falsch machen, wenn Sie unter chronischen Stress geraten, zu viel freie Radikale produzieren, damit die Innenseite Ihre Blutgefäße beschädigen, immer dann

    hilft Threonin.

Repariert. Macht wieder glatt. Macht gesund. Kittet die Risse. Wird dabei aber leider verbraucht. Also sinkt der messbare Blutspiegel von Threonin.

Und das wiederum messen wir im Aminogramm. Ein niedriges Threonin. Dann weiß ich: Stress. Entzündung. Falsch. Blutgefäße leiden. Hier passiert gerade etwas…tödliches. Wie gesagt: Häufigste Todesursache.

Abhilfe? Sie sind inzwischen geschult. Sie könnten

  • Stress beseitigen. Entzündung beseitigen. Also meditieren, Omega 3 schlucken usw
  • Threonin nachschieben, essen, in massiver Menge zu sich nehmen. Funktioniert auch.

Die übliche, die tägliche Kombination: Zunächst finde ich bei Ihnen Lipoprotein (a), 2,3 Tage später im Aminogramm den Threoninmangel. Ich erschrecke dann regelmäßig. Sie offenbar weniger. Vielleicht haben Sie einfach bessere Nerven. Kompliment.

Sehen Sie, das war soeben eine Universitäts-Lehrstunde, wie sie eben nicht stattfindet. Gehen Sie doch mal in die Uniklink. Lassen Sie sich mal Blut abnehmen. Sagen wir, wegen Herzbeschwerden. Glauben Sie, da werden diese zwei zentralen Risikofaktoren mitbestimmt? Nö. Wir sind hier in der… ja, wo sind wir hier eigentlich? Im Kongo?

Sie kennen meine Antwort: Ja, freilich.