Es gibt Ärzte, die prägnanter, deutlicher, intensiver zur Sache kommen als ich. Solch ein Arzt sitzt in Berlin. Ein Wissenschaftler. War lange Jahre Mitarbeiter des Max-Planck-Institutes für Experimentelle Medizin. Hat publiziert, besitzt internationale Patente.

Und betreibt jetzt mit all dem ungeheuren Erfahrungsschatz eine eigene Privatpraxis. Ich spreche von Dr. med. Dipl. Biol. Bernd-Michael Löffler. Und der traut sich. Hören Sie ihn im Original zu:

"Frage: Die öffentliche Diskussion über Sinn und Unsinn von Vitaminen zur Gesundheitsförderung ist nicht neu. Publikumsmedien greifen dieses Thema immer wieder auf und berichten auf Basis weniger positiver Studienereignisse über ein Milliarden-Geschäft mit überflüssigen Pillen. Was halten Sie diesen vermeintlichen Experten entgegen?

Dr. Löffler: Auf eine direkte Frage gehört sich eine direkte Antwort: Diese vermeintlichen Experten sind keine! Sie beziehen sich offensichtlich auf einen Spiegel-Artikel vom Januar 2012. In diesem Beitrag lässt sich der Präsident des Max Rubner Instituts, Professor Rechkemmer, zum Beispiel mit den Worten zitieren, dass "die deutsche Bevölkerung schon alleine durch die normalen Lebensmittel sehr gut mit Vitaminen versorgt sei".

Diese Aussage ist nicht nur falsch, sondern sie steht im Gegensatz zu den Ergebnissen der "Nationalen Verzehrstudie II", die in seinem eigenen Institut erarbeitet worden ist, und wir unterhalten uns hier nicht mehr nur über Vitamin D 3, sondern auch über eine Unterversorgung mit Vitamin C, E, B1, Kalzium, Magnesium und Eisen – um nur ein paar die Gesundheit wesentlich bestimmende Vitalstoffe zu nennen – die 20 bis 60 Prozent der Bevölkerung betreffen. Derartige Äußerungen von "sogenannten Experten" sind nur noch zu verstehen, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass mit Krankheit in unserem Land inzwischen 12,1 Prozent des Bruttosozialprodukts "erwirtschaftet" werden und damit jeder siebte Arbeitsplatz "gesichert" wird.

Dabei gibt es nun schon seit vierzig Jahren wegweisende Konzepte, wie zum Beispiel im Lalonde-Report des damaligen kanadischen Gesundheitsministers Marc Lalonde dargelegt. Der kam schon 1974 zu dem Ergebnis, dass unsere "Reparatur-Medizin" nur 10 Prozent der Gesundheit der Bevölkerung sicherstellen kann. 300 Milliarden Euro im Jahr, das sind unsere gegenwärtigen Aufwendungen für diese "Reparatur-Medizin", sind für 10 Prozent Gesundheit einfach viel zu viel."

Deutlicher, eindringlicher kann man unsere Reparaturmedizin, die Drohmedizin, die Schulmedizin in Deutschland nicht charakterisieren. Und das alles - typisch Wissenschaftler - auf der Basis von Fakten.

Quo usque tandem... Wann wird sich der Spiegel für die Vitaminlüge entschuldigen?