Forum: Gesundheit - Leptin (3) - Leptinresistenz

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Michaela W. 1553 Kommentare Angemeldet am: 19.11.2008

Beim letzten Mal habe ich erzählt, dass unser Fettgewebe sich angeregt mit unserem Gehirn unterhält, damit dieses immer auf dem neuesten Stand ist, und Bescheid weiß, ob wir über genügend Kalorienreserven verfügen. Dieses permanente Zwiegespräch bekommen wir natürlich nicht mit, denn es findet in einem Teil unseres Gehirns statt, der uns nicht zum Bewusstsein kommt, dem Hypothalamus, der Schaltzentrale unseres vegetativen Nervensystems. Dieses relativ kleine Areal in unserem Kopf steuert unter anderem Körpertemperatur, Blutdruck, Nahrungs- und Wasseraufnahme, Schlaf, Fortpflanzung und unsere innere Uhr. Der Hypothalamus ist so mächtig, dass man sich seinen Befehlen kaum widersetzen kann. Er ist einer der ältesten Teile des menschlichen Gehirns, und arbeitet seit Millionen von Jahren daran, dem Menschen auch in Zeiten des Nahrungsmangels das Überleben zu sichern. Auf die totale Übersättigung einer modernen westlichen Kultur ist er leider nicht vorbereitet. Unsere Lebensweise beschert ihm sozusagen eine ständige Leptinüberschwemmung. Das Leptin spricht nicht mehr leise zu ihm, es schreit ihn förmlich an, und das auch noch ständig. Der Hypothalamus interpretiert dies als eine Fehlwahrnehmung. Er tut das, was auch mein Opa getan hätte: er stellt sein Hörgerät leiser. Das Gehirn reguliert das als übertrieben interpretierte Leptin-Signal, indem es die Leptin-Rezeptoren modifiziert. Es nimmt das Leptin-Signal jetzt nur noch gedämpft oder überhaupt nicht wahr. Dieses Phänomen nennt man: LEPTIN-RESISTENZ Es ist genügend Leptin da, sogar zu viel, doch im Gehirn kommt nichts an. Wir fühlen uns gar nicht so übersättigt, obwohl wir viel zu viele Kalorien zu uns genommen haben. Und was noch fataler ist: Das Gehirn schätzt nun auch unsere Fettreserven falsch ein. Wenn wir zwanzig Kilo Fettgewebe zu viel mit uns rumschleppen, wird dieses Fettgewebe natürlich versuchen, das dem Gehirn mitzuteilen, aber dieses hat ja die Lautstärke heruntergedreht, und denkt: „Alles im normalen Bereich.“ Wollen wir nun abnehmen, indem wir die Kalorienzufuhr reduzieren, glaubt unser Gehirn, wir würden uns auf ein gefährliches Untergewicht zubewegen. Dass wir genügend Fettreserven haben, kann es nicht sehen. Es fällt umgehend in den Hungerstoffwechsel. Wir haben kaum noch Energie, Sport funktioniert nur noch schleppend und unter Qualen, wir fangen an häufig zu frieren, und der Hunger quält uns, bis wir nachgeben. Bisher hielt ich es für zweifelhaft, wenn Übergewichtige behaupteten, sie würden eigentlich kaum etwas essen, und trotzdem nicht abnehmen. Ich dachte, die Dicken würden sich selbst belügen, und ihre Nahrungszufuhr falsch einschätzen. Und dann wollen diese Weicheier auch noch kaum Sport treiben! Ich hatte Unrecht, und gebe es nun zu. Das Problem ist doch komplizierter als es den Anschein hat. Mehr zur Leptinresistenz, wie man sie erkennt, und wie man sie verhindert, gibt es nächste Woche in Teil 4. LG, Michaela

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Reinhard M. 1656 Kommentare Angemeldet am: 04.03.2008

Hallo Michaela, ich bin auch gerade am Lesen. Sehr hartes Brot. In Englisch zu lesen dauert bei mir 4 mal so lange wie auf Deutsch. Aber ich kämpfe mich durch. Es lohnt sich.

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K M. 1293 Kommentare Angemeldet am: 27.07.2008

Bin schon gespannt auf nächste Woche ;-)

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Lisa B. 529 Kommentare Angemeldet am: 01.08.2008

Hallo Michaela, ja das fand ich auch erschreckend. Genau wie den Hungermodus des Körpers. Der Körper verbrennt einfach nichts mehr und spart nur noch Energie. Da essen leute wirklich nur noch 800 kcal täglich und nehmen nicht ab, weil der Grundumsatz so niedrig ist. Zu erkennen an den vielen frierenden Frauen, die alle dauerdiäten. lg Lisa

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Aexa W. 1201 Kommentare Angemeldet am: 12.12.2008

Ja, sie essen wenig - Einige. Und dann das Falsche. Und wenn es das Rchtige ist, ist der Körper trotzdem im mangelmodus. Das grösste Problem ist zu wenig Wasser zu wenig Aminosäuren. Und das passiert ständig. Also, Protein essen, Wasser trinken und lange, zügige Spaziergänge machen. Dann reguliert sich Leptin, Insulin etc. Danke, Michaela.

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Marion Z. 1039 Kommentare Angemeldet am: 24.09.2008

Ach Leute, was habt Ihr nur für Probleme mit Euren Kalorien. Ich esse bis ich satt bin und da ist auch schon mal ordentlich Süßkram dabei, komm aber trotzdem kaum mal auf 1000 Kalorien am Tag. Ihr müsst ja rauhe Mengen an Zeugs in Euch reinstopfen, wenn Ihr ständig mit dem Gewicht zu kämpfen habt. Ich könnt diese Mengen gar nicht in mich reinkriegen! Ich weiß gar nicht wie das geht!!! Wenn ich am Wochenende das Frühstück zum Mittagessen mach, weil ich später aufgestanden bin, dann gibts zwar am Nachmittag ein Käffchen mit Kuchen und abends was Handfestes, aber trotzdem hab ich ein schlechtes Gewissen, dass ich meinem Körper meine Hauptmahlzeit (das Mittagessen) nicht zuführen konnte und garantiert: am nächsten Tag hab ich schon wieder 1 Kilo weniger auf der Waage. Frust!! Ich bin so bemüht ein paar Kilos zuzunehmen, schaffs aber nicht einmal dauerhaft über die 47-Kilo-Marke zu kommen. Wie macht Ihr das? Habt Ihr den ganzen Tag hunger? Ich bin nach ein paar Bissen FÜR STUNDEN voll. Frust M.

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Lisa B. 529 Kommentare Angemeldet am: 01.08.2008

Hallo Marion, schreib doch mal bitte was du an einem normalen tag so isst und was das für Süßkram ist. lg Lisa

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Anonym 344 Kommentare Angemeldet am: 02.06.2005

Hi Marion, echt beneidenswert. deinen Frust hätten viele gerne. Offensichtlich gibt es auch gute und schlechte Futterverwerter. Aber das Hauptproblem ist wirklich die Sättigung. Das Belohnungssystem reagiert einfach zu langsam bei vielen. Du isst einen Happen und bist für Stunden satt. Andere Hungern ständig und essen dann mehr, als eigentlich notwendig wäre. Ich habe dazu einen interessanten Leserbrief gefunden: "Leptinresistenz und Übergewicht In dem Artikel heißt es, dass viele Übergewichtige an einer Leptinresistenz leiden, da ihre Rezeptoren nicht mehr auf das Leptin ansprechen. Diese Formulierung kann man m.E. so nicht stehen lassen. Die Idee, dass Übergewichtige "leptinresistent" sind, ist im Grunde nur indirekt aus der Tatsache abgleitet, dass eben (unerwarteterweise) der erhöhte Leptinspiegel Übergewichtiger nicht zu einer Verringerung der Nahrungsaufnahme führt. Es wurde zwar gefunden, dass diese erhöhte Verfügbarkeit von Leptin bei adipösen Patienten nur im Blut und nicht in der Hirnflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) auftritt (Caro et al., 1996; Couce et al., 2001), was auf einen verminderten Zugang des Leptins ins ZNS schließen lässt, jedoch ist dies auch kein direkter Nachweis insensitiver Leptinrezeptoren. Es gibt zwar adipöse Patienten, die unter genetisch bedingten Mutationen der Leptinrezeptoren leiden, jedoch sind diese sehr selten und können nicht die hohen Prävalenzraten der Adipositas erklären (Farooqi et al., 2007). Wie auch bezüglich der Erfolge von Leptingabe zur Einschränkung der Nahrungsaufnahme, sind auch die Nachweise einer Leptinresistenz auf Tierstudien beschränkt (Enriori et al., 2006). Es drängt sich die Alternativerklärung auf, dass auch bei Übergewichtigen Leptin seine physiologischen Signale ausüben kann, diese werden aber durch andere Mechanismen missachtet, wie z.B. die hedonischen Eigenschaften des Essens oder essensbezogener Hinweisreize. Übereinstimmend mit dem vorliegenden Artikel könnte also eher der "Lustfaktor" die entscheidende Rolle spielen. Da bei adipösen Patienten eine verminderte Verfügbarkeit von striatalen Dopaminrezeptoren gefunden wurde (Wang et al., 2001), bleiben die erhöhten Leptinwerte hier wirkungslos. Erhöhte Nahrungsaufnahme könnte deshalb ein Kompensationsmechanismus für die verminderte Stimulation des Belohnungssystems darstellen."

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Michaela W. 1553 Kommentare Angemeldet am: 19.11.2008

Hallo Monika, Du hast allem Anschein nach ein Problem mit Ghrelin, NeuropeptidY und Wachstumshormon (oder mit deren Rezeptoren). Ein gesunder Appetit (vor den Mahlzeiten) ist etwas völlig normales. Und natürlich ist man danach stundenlang satt. Ich habe Normalgewicht und einen Kalorienbedarf von 2.400 bis 3.000 Kcal am Tag. Das sind nicht nur leere Kalorien, sondern wichtige Nährstoffe. Süßigkeiten ess ich an normalen Tagen nicht und brauch ich auch nicht. Da Du völlig appetitlos bist, fragst Du Dich natürlich, wie ich das „in mich reinstopfen“ kann. So fühlt es sich für mich aber gar nicht an. „Hineinstopfen“!!! Würde ich niemals tun. Ich muss mich keineswegs anstrengen beim Essen. Es schmeckt einfach! Da sieht man, wie die Hormone das subjektive Gefühl steuern. Ich kann Dir nur raten, es mal mit richtigem Krafttraining zu versuchen. Und zwar ordentlich! Du musst alles geben mit schweren Gewichten. Nicht bloß so’n bisschen Gymnastik. Wenn Du gesund bist, wird dann Ghrelin und Wachstumshormon ausgeschüttet. Ich würd’s an Deiner Stelle mal probieren, wenn Dir wirklich was dran liegt, zuzunehmen. Den Versuch ist’s wert. Und Magnesium nicht vergessen. LG, Michaela

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Michaela W. 1553 Kommentare Angemeldet am: 19.11.2008

@Reinhard Find ich toll, dass Du es jetzt auch liest. Viel Spaß! @Lisa Ich kann Dir gar nicht genug danken, dass Du mir das Buch empfohlen hast. Es erklärt so viele Phämomene, die ich vorher nicht verstanden habe. LG, Michaela

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