Wunschträume. Lesen Sie in jeder Frauenzeitschrift. Immer dabei ein Foto von strahlenden Senioren über 70 mit erstaunlich vollem Haar und verdächtig perfektem Gebiss. Wie gesagt: Ein Wunschtraum.

Wunschtraum? Keine Rede davon. Forever young ist längst medizinisch-wissenschaftliche Tatsache. Lese ich soeben ein besonders hübsches Beispiel aus der Genforschung (PLoS ONE 2:e465,2007). Hier wird bewiesen, dass Sport Mitochondrien verjüngen kann. Dass Sport ein Gleichmacher ist: Dass altes Gewebe wieder jung wird...unglaublich, aber wahr:

Senioren und junge Menschen betrieben 2 mal pro Woche Kraftsport, sechs Monate lang. Jetzt hat man mal nicht (wie sonst typisch für deutsche Studien) gefragt: Wie fühlen Sie sich vorher und nachher, sondern man hat Muskelgewebe entnommen. In die Muskeln hineingestochen. Wissenschaft!

Natürlich großer Unterschied zwischen alt und jung: Bei den älteren Teilnehmern wurden in den Muskelzellen andere Gene abgelesen als bei den jungen. Das betraf besonders solche Gene, welche die Mitochondrienfunktion steuern.

Nach sechs Wochen Krafttraining aber hatte sich das Muster der abgelesenen Gene bei den älteren Teilnehmern drastisch verändert: Es war nun ähnlich dem Muster der jungen Teilnehmer, bewies also eine verstärkte Aktivität der Mitochondrien. Messbar als Kraftzuwachs bei den Senioren.

Heißt für uns: Selbst minimaler Kraftsport (2 mal pro Woche, viel zu wenig nach meiner persönlichen Erfahrung) ändert Muskelgene und damit die Mitochondrien, die Kraftwerke in Ihren Zellen. Gene sind also eben nicht unser Schicksal. Sondern Gene sind ein zunehmend bequemes Messinstrument dafür, ob wir uns richtig oder falsch benehmen.

Politisch gut konditioniert, fragen Sie mich sofort, ob man richtig oder falsch unterscheiden kann. Man kann. Fliegen Sie einfach einmal im Oktober nach Hawaii und gucken Sie sich dort 2000 Menschen an, Triathleten, die ein sichtlich richtigeres Leben führen als der Durchschnittsdeutsche. Schon allein die strahlenden Augen...