Ein neuer Weg. Ein genialer Vorschlag. Stammt vom Neurowissenschaftler J. Cryan. Der sich – hatte ich Ihnen angekündigt – auch mit den kurzkettigen Fettsäuren beschäftigt.

Erinnern Sie sich? Unser übliches Fett ist langkettig. Dann gibt es noch die mittelkettigen (MCT), die mir schon vor 30 Jahren als Wundermittel der Sporternährung angeboten wurden. Aber äh bäh schmeckten. Und jetzt die Kurzkettigen (siehe News vom 06.01.2018). Professor Cryan hat einfach Mäusen kurzkettige Fettsäuren (im Wasser) verabreicht. Und hat die Tiere dann „Stressfaktoren“ ausgesetzt. Wie das ausgesehen hat, möchte ich lieber gar nicht wissen. Ich hab da so meine Vorstellungen.

Jedenfalls: Im Vergleich zu Mäusen, die gewöhnliches Wasser bekamen, konnten diese Tiere „Angstzustände überwinden“. Das war´s auch schon. Wenn Sie jetzt von Mäusen auf Menschen schließen… wüssten Sie, was Sie Ihrem ängstlichen Kind Gutes tun können.

Kam hinzu, dass dauerhafter Stress bekanntlich die Darmwand schädigt, sie durchlässig macht und auf diese Weise Entzündungen bewirken. Am Darm. Schon einmal von leaky gut gehört? Genau! Nur: Dagegen waren die Mäuse nach der Diät mit kurzkettigen Fettsäuren gefeit.

Auch für mich ein völlig neuer Vorschlag. Wenn Sie wieder zu mir kommen mit Ihren Blähungen, Darmkrämpfen, werd´ ich an Ihnen kurzkettige Fettsäuren ausprobieren.

Sie erinnern sich: Diese Fettsäuren essen Sie nicht. Die werden in Ihrem Darm hergestellt, indem bestimmte Darmbakterien (haben Sie die?) Ballaststoffe in der Nahrung spalten. Was Sie also brauchen sind

  • Ballaststoffe, reichlich
  • die richtigen Darmbakterien

Cryan scheint mir ein Praktiker. Er gibt nämlich zwei praktische Ratschläge, um „Angstzustände zu überwinden“. Nämlich:

  • Die Bakterienspende im Darm. Sie kennen sich aus. Probiotika.
  • Oder Fettsäuren als Pille. Also NEM. Auch hier wissen Sie: Propionat und Butyrat

Und sagt doch tatsächlich, als praktischer Wissenschaftler, dass viele Leute lieber eine Pille schlucken, als ihre Ernährung umzustellen… Er selbst esse „mehr Gemüse – gegen Stress“.

Sieht man seinem kleinen Porträt-Foto aber nicht an.

 

Quelle: Der SPIEGEL Nr. 32/04.08.2018, Seite 101