Ihre Wirkung lässt sich leicht erklären: Sie besetzen die Bindungsstelle für Histamin am jeweiligen Histamin-Rezeptor einer Zelle. Wenn diese nicht mehr frei ist, kann Histamin nicht mehr andocken und seine Wirkung nicht entfalten. Histamin kreist weiterhin im System, ohne dass es zum Einsatz kommt. Es wird dann irgendwann durch die Diaminoxidase (DAO) abgebaut und seine Reste mit dem Urin ausgeschieden.

Wichtig ist zu verstehen, dass Antihistaminika eben kein Histamin abbauen, sondern nur seine Wirkung am jeweiligen Rezeptor blockieren.

Beim Menschen wurden bislang vier verschiedene Histamin-Rezeptoren gefunden, es werden allerdings noch viel mehr vermutet. Am besten erforscht ist der H1-Rezeptor. Er befindet sich auf den Zellmembranen in sehr vielen Organsystemen, z. B.


  • Darm
  • Blutgefäße
  • Haut
  • Bronchien/ Lunge
  • Nebenniere
  • Zentrales Nervensystem (Gehirn)
  • Eierstöcke
  • Weiße Blutkörperchen
  • Gebärmutter

Die Menge und Vielfalt an Organzellen, die einen Histamin-Rezeptor aufweisen, machen die Bedeutung von Histamin für unseren Organismus deutlich. Alleine das Gehirn verfügt sogar über drei verschiedene Histamin-Rezeptoren. Kein Hormon im Körper hat so umfassende Möglichkeiten der Einflussnahme auf verschiedene Organsysteme.

Die meisten Antihistaminika sind so genannte, H1-Rezeptor-Blocker. Sie schwächen die Wirkung von Histamin ab oder heben sie komplett auf.

H1-Blocker der 1. Generation haben einen entscheidenden Nachteil, da sie auch über die Blut-Hirn-Schranke in das Gehirn gelangen. Dort schalten sie Histamin in seiner Funktion als Neurotransmitter aus. Das Ergebnis: Bleierne Müdigkeit, denn Histamin sorgt im Gehirn u.a. für Wachheit und Konzentration.

Daher wurde die 2. Generation an Antihistaminika so entwickelt, dass die Blut-Hirn-Schranke nicht mehr so leicht überschritten werden kann. Müdigkeit kommt zwar weiterhin vor, aber nicht mehr so gravierend. Zu diesen Medikamenten gehören z. B. Loratadin und Cetirizin.

Mittlerweile gibt es schon eine dritte Generation der H1-Blocker, hierzu gehört z.B. Fexofenadin (Allegra ®).

Auch die neuen Antihistaminika der 2. oder 3. Generation wirken nicht selektiv, d. h. die Blockade greift an allen H1-Rezeptoren im Körper. Daher sind die Nebenwirkungen auch vielfältig, wie z. B.


  • Kopfschmerzen
  • Appetitsteigerung
  • Schwindel
  • Magen-Darm-Beschwerden, vor allem Durchfall
  • Müdigkeit (wenn auch nicht mehr so gravierend)

  • Und vor allem auch

  • Testosteronmangel (bei Mann und Frau)
  • Unfruchtbarkeit

Die Spermienqualität und -beweglichkeit kann durch die Dauereinnahme von Antihistaminika deutlich abnehmen. Aber nicht nur das: Histamin reguliert die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut, auch über den H1-Rezeptor. Seine Blockade kann dies verhindern. Histamin ist im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig.

Was hilft denn nun in der Pollenzeit? Seit vielen Jahren sehe ich, dass


  • 4 Gramm Vitamin C (über den Tag verteilt)
  • 3 Gramm Omega-3 (DHA/EPA)
  • 50 Milligramm Zink
  • 1 Gramm Quercetin

zuverlässig gegen Pollenallergie wirken, allerdings sollte die Einnahme dauerhaft sein. Am besten starten Sie bereits im Herbst, um sich für den Pollenflug zu wappnen.

Quellen:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/weniger-spermien-durch-antihistaminika/
Vandenberghe-Dürr S, Harr T, Vandenberghe F. Antihistaminiques : une histoire sans fin [Antihistamines : An ongoing narrative]. Rev Med Suisse. 2024 Apr 3;20(868):711-719. French. doi: 10.53738/REVMED.2024.20.868.711. PMID: 38568065. Thangam EB, Jemima EA, Singh H, Baig MS, Khan M, Mathias CB, Church MK, Saluja R. The Role of Histamine and Histamine Receptors in Mast Cell-Mediated Allergy and Inflammation: The Hunt for New Therapeutic Targets. Front Immunol. 2018 Aug 13;9:1873. doi: 10.3389/fimmu.2018.01873. PMID: 30150993; PMCID: PMC6099187.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.