Wussten Sie, dass sich im Sprechzimmer des Arztes regelmäßig zwei Patienten gegenüber sitzen? Der eine sind Sie. Leidend. Heißt lateinisch patiens. Und das andere ist der Arzt. Dem Sie Ihr Herz ausschütten und der dann ebenfalls...mit leidet. Patient wird. Unnachahmlicher Lösungsvorschlag für dieses Dilemma nachzulesen bei Prof. Norbekov (News vom 18.06.2012): Patienten lieber gleich verabschieden mit den Worten "geh mit Gott, mein Sohn".

Tu ich nicht. Ich denke mir häufig, sehr häufig die zwei oben stehenden Worte: Armes Würstel.

So kürzlich bei einer jungen Dame. Bulimie. Also Fressattacken mit Erbrechen. Da steht man als Arzt recht hilflos da. Als normaler Arzt. Weil das Ganze ja wohl etwas mit der Seele zu tun hat. Bulimie also, dann vor zwei Jahren völliger Kollaps, Burnout, seither Depression. Lebt von und mit Psychopharmaka. Nimmt natürlich an Fett zu, leidet auch daran.

Wie gesagt: Armes Würstel.

Was ist zu tun? Messen. Nicht reden, keine Gesprächstherapie, sondern messen. So jedenfalls denkt man als Physiker. Also haben wir das Blut analysiert, haben typische Mängel festgestellt wie den entleerten Eisenspeicher Ferritin, ein tiefes Testosteron, also fehlenden inneren Antrieb, fehlende BCAA (News vom 15.12.2010), also kaum Mitochondrien d.h. Kraftwerke in den Zellen usw. usw. Nenne ich "erschöpfter Körper". Und wundere mich natürlich gar nicht mehr über all das Leid.

Der Vorteil dieser Denkweise, dieses frohmedizinischen Zuganges auf naturwissenschaftlicher Ebene ist natürlich, dass man direkt helfen kann. Man hat die falschen Zahlen ja vor Augen. Der Arzt wie auch der Patient. Hier kann man handfest zupacken und etwas ändern. Und wissen Sie was: In der Regel hilft man damit auch. Für mich immer wieder ein neues Wunder.

Jedenfalls lese ich heute eine kurze Nachricht dieser Patientin, die mich einfach nur strahlen lässt:

"Mir geht's übrigens seit meinem Besuch im Februar so gut wie noch nie: D!!".

Jetzt rätsel ich nur noch: Was heißt D!!?

PS: Das Drama hinter dieser Geschichte ist ein völlig anderes. Ein Drama von riesenhafter Dimension: Diese Denkweise, diese Art Medizin ist fast völlig unbekannt in Deutschland. Also: "Messen und helfen".