Gestern hatte ich aus einem Büchlein zitiert, das in Bangkok spielt. Meine typische Entspannungs-lektüre. Brauche auch ich zwischendrin immer wieder einmal. Habe etwas über fremde Kulturen angedeutet. Von denen man immer nur lernen kann.

    So wie ich ganz aktuell (auch für mich überraschend) gelernt habe, dass der Islam doch tatsächlich das unheimliche, oft hässliche, aggressive, abstoßende Problem männlicher Sexualität in hocheleganter Weise kulturell gelöst hat. Kompliment.

Gelernt habe ich soeben auch, dass man den eingeprägten Charakter eines ganzen Volkes an Städtenamen nachempfinden kann. Mit staunendem Auge. Staunen Sie doch einfach mit:

  • „Der volle Name unserer Hauptstadt Bangkok heißt grob übersetzt: Prächtige Stadt der Engel, Quell göttlicher Juwelen, unbezwingbares Land, großartiges Reich vor allen anderen, wunderbare königliche Hauptstadt voll der neun edlen Juwelen, höchste königliche Heimstatt und Prachtpalast, göttliche Unterkunft und Wohnung reinkarnierter Geister.„

Wer sich so ausdrückt, denkt auch so. Fühlt auch so. Sagen Sie doch mal leise „Berlin“ vor sich hin. Und fühlen Sie mal. Kleiner Unterschied? Die Thai müssen eine Gedankenstruktur aufweisen, die ich mit meinen dürren Worten nur als glücklich bezeichnen kann. In den zitierten Sätzen schwingt farbiges Leben, sind ganze Legenden geronnen zu wenigen Worten. Werden Märchenwelten erweckt durch diesen oder jenen Begriff. Man könnte seiner kleinen Tochter viele, viele Abende, aufbauend auf diesem Hauptstadtnamen, märchenhafte, buntfarbige, spannende Geschichten erzählen.

Denken Sie nur an die „wunderbare königliche Hauptstadt voll der neun edlen Juwelen.“ Die natürlich geraubt werden. Der König untröstlich. Der junge Prinz – oder die Prinzessin, verkleidet als Magd? – der sich auf die gefährliche Reise begibt, um dann nach vielen Abenteuern mit dem roten Samtbeutel, gefüllt mit den neun Juwelen, auf seinem Schimmel durch das Stadttor einreitet. Nun ja. Sie verstehen schon, was ich hier ausdrücken möchte.

Übrigens: Die phonetische Transkription von Bangkok sieht etwa so aus:

  • Krung Thep mahanakhon bowon rattanakosin mahintara ayuthaya mahadilok popnopparat ratchathani burirom-udomratachniwet mahasathan-amonpiman-avatansathi-sakkat-hatityavisnukamprasit

Ist die Welt nicht voller Wunder. Hat nicht jeder Mensch spätestens dann, wenn er seinen Kindern allabendlich Märchen erzählen muss, Zugang zu dem uns alle verbindenden kollektiven Unterbewusstsein? Zum Geheimnis der Non-Lokalität, wie Professor Zeilinger, Wien, es ausdrücken würde?

Weil wir gerade so nett miteinander plaudern: Sagen Sie mal: Wissen Sie, warum wir uns ständig die Köpfe einschlagen?

Quelle: John Burdett „Bangkok Tattoo“