… entscheidet über Sieg oder Niederlage. Hatte ich Ihnen am 21.10.2016 versucht zu vermitteln. Wer im Marathon auf den letzten Kilometern noch richtig sprinten kann… gewinnt. Das können Sie auf jede Ausdauersport übertragen.

Und wer kann noch sprinten? Wer den nötigen Zucker übrig hat. In der Muskulatur. Nennt sich Glykogen-Speicher.

Illustriert hatte ich Ihnen das an einer hübschen kleinen wissenschaftlichen Arbeit 1983. In der bewiesen wurde, dass

  • Ketose-trainierte Sportler (unter 20g KH) genauso ausdauernd leistungsfähig sind wie Kohlenhydratessende Sportler. Jedenfalls in einem üblichen Wettkampf bei 64% VO2 MAX „bis zur Erschöpfung“. Also bis zum Umfallen.
  • Die Ketose-athleten dabei aber – aufregend – Zucker viel langsamer verbrannten. Also Ihre Zuckervorräte grundsätzlich schonen.

Einwand: Meint Thorsten im Forum, das sei ja keine Kunst: Die Ketose-Athleten hätten ja einen viel kleineren Glykogenvorrat in ihrer Muskulatur. Kaum was drin. Und dass dann weniger verbrannt wurde… kein Wunder. Tja. Zu kurz gehüpft.

Haben also die Autoren ihre eigene Studie nicht verstanden? Wenn sie resümieren (im Abstract): „… a dramatic physiologic adaptation that conserved limited carbohydrate stores (both glucose and muscle glycogen)…”. Conserved ist das Wort!

Gemeint selbstverständlich im Zeitverlauf: KH-Athleten mit 100% Glycogen verbrennen 0,61 mmol/kg/min, Keto-athleten mit 50% Glycogen nur spärliche 0,13 mmol/kg/min. Wer also hält länger durch?

Und wenn dann das übliche Power-gel eingeschoben wird, hat der langsam verbrennende (0,13!) Keto-athlet eben noch was für den Schlußsprint. Das war´s.

Das ganze ist in Wahrheit viel spannender:

  • Ich hab mich doch nicht um diese Theorien gekümmert. Ich hab´s einfach gemacht. Ich bin in Neuseeland die letzten Kilometer im gefühlten 100m-Tempo gesprintet. Unvergesslich. Ich bin in Japan die letzten 10km in 38 Min. gerannt. Kann ich gar nicht. Völlig unmöglich. Tja… ich bin in Kanada die letzten Kilometer gesprintet wie ein Wirbelwind. Habe 12 Athleten überholt und abgeklatscht. Hab´s Ihnen ja mal erzählt. Und habe gewonnen, genau wie in Japan.
  • Wie man das kann? Weil der Glykogen-Speicher auch der Keto-Athleten genauso groß ist wie der mit Kohlenhydraten gemästete. Neu. Völlig neu. Widerspricht allem, was wir bisher geglaubt haben. Beweis?
  • - Meine kleine Frau. Die hat´s mir soeben im Bergtraining vorgemacht. News folgt am 01.11.
    - Beweis per Muskelbiopsie. Metabolism 65 (2016) Seite 100. News folgt am 02.11.
    - Schlittenhunde. Am J Vet Res 2008;69 (8) 1097. News am 06.11.
  • In Wahrheit haben wir uns das gemacht. Diesen Trick mit dem „mehr Zucker für den Endspurt“. Und wie?

Meine Güte: Nach 10 Stunden auf der Piste sind Kohlenhydratvorräte in der Muskulatur bei jedem erschöpft. Ob die nun vorher Kohlenhydrate gebunkert haben oder ob die in der Ketose trainiert haben. Leer ist leer. Der Unterschied nur: Wenn Sie jetzt, wie Sie das ja immer tun, Power-gel zu sich nehmen (das tun beide Sorten Sportler), dann wird der Keto-adaptierte Sportler (das war ich) immer noch einen größeren Anteil der Energie aus den Fettvorräten, einen kleineren (0,13 mmol/kg/min!) aus dem Powergel tanken. Also hatte ich im Endeffekt auf den letzten Kilometern 1 bis 2 Powergel Vorsprung.

Und damit bin ich ins Ziel gesprintet. So einfach war das.

PS: Im Forum gibt es eine wirklich kluge Teilnehmerin. Bewundernswert. Die zum Thema sehr richtig bemerkt „…es kommt vor, dass ich Jahre später die „plötzliche Einsicht“ habe und dann den Sinn begreife“. Präzise auch meine Lebenserfahrung.