Fett ist ein modernes Mode-Thema. Ich wette, die Steinzeitmenschen haben darüber nicht nachgedacht. Ich wette, die haben's einfach gegessen und... das war's. Sie haben's verbrannt. Und falls einer von denen eine dicke Wampe entwickelt hat, wurde er vom nächsten Mammut erwischt. Ist er ausgestorben. Das hat sich alles von alleine erledigt.

Fett ist ein Mode-Thema unseres Kulturkreises. In anderen Ländern, anderen Kulturen nimmt man das Hüftgold als gegeben hin, wie Sie wissen. Da haben nicht 8,4% wie bei uns, sondern 30% der Menschen Diabetes Typ 2. Sind massiv übergewichtig. Aber wenn's der Nachbar auch ist... Ich bitte Sie.

Wir haben nun einmal ein bestimmtes Körperideal. Orientiert sich an den griechischen Statuen. Und dennoch: Fett wurde erst dann wirklich zum Thema, als man den Zusammenhang mit den Zivilisationskrankheiten verstanden hat. Und das ist noch gar nicht lange her.

Seit man verstanden hat, dass die Fettzelle ein ganz bösartiges Gebilde ist. Hochaktiv. Produziert hässliche Hormone, produziert unangenehme Entzündungsstoffe. Produziert Krankheit, Elend, Leid. Also versucht man – auch von Staats wegen – Menschen schlanker zu halten. Ihnen Ratschläge zu geben. Dafür ist auch die DGE da. Die sich nach eigenem Verständnis wirklich ernsthaft bemüht. Die ja wirklich (ich weiß das, weil ich das lese) sich in der Welt der gedruckten Wissenschaft umguckt und weit gespannt Studien auswertet.

Zum Ergebnis kommt: gesättigtes Fett ist schlecht, ungesättigtes Fett gut. Das war Jahrzehnte übrigens auch meine Meinung. Als Universitäts-Mediziner.

Das Neueste zum Thema finden wir in den Ann Intern Med. 2014;160:398. Eine groß angelegte Metaanalyse, die 76 Studien zusammenfasst.

Ergebnis? Ob gesättigtes oder ungesättigtes Fett – gleichgültig. Ob tierisches oder pflanzliches Fett – gleichgültig. Ausnahme nur die (künstlichen) Transfettsäuren. In Kalifornien verboten, bei uns schön geredet (News vom 31.07.2008 drstrunz.de).

Diese riesige Metaanalyse ein bisschen genauer: 32 Beobachtungsstudien (Essverhalten abgefragt, Fragebögen). 17 weitere Beobachtungsstudien, in welchen Fettsäuren sogar gemessen wurden. Und dann, besonders wertvoll, 27 kontrollierte Studien, in welchen verschiedene Fettsäuren gefüttert und der Effekt beobachtet wurde.

Zusammenfassung: Keine signifikanten Unterschiede zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren. Das dürfte es gewesen sein. Wie gesagt: 2014.

Langweilig. Überflüssige Studie für all uns Normalmenschen. Normal? Für uns tägliche Läufer, für uns, die wir – jedenfalls in den letzten Jahren – zunehmend auf Kohlenhydrate verzichten. Und damit dem Fett jede Möglichkeit nehmen, sich in den Zellen, in den Blutgefäßen abzulagern.

Fett ist einfach kein Thema für den (einigermaßen) genetisch korrekt lebenden Menschen.