Wann waren Sie das letzte Mal beim Herzkreislauf-Check-Up beim Kardiologen?

Noch nie? Dann gehören Sie zur Mehrheit der Menschen in diesem Land.

Wenn ja, dann sicherlich nur auf Eigeninitiative, denn trotz immer neuer Höchststände an Verstorbenen durch Herz-Kreislauferkrankungen in Deutschland (2022: 360.000 zum Vergleich: 230.000 Krebstote), müsste man meinen, dass es einen ausgeklügelten Screening- und Vorsorgeplan gibt, um Menschen hierzulande vor diesem in vielen Fällen vermeidbaren und frühzeitigen Tod zu bewahren. Diesen Plan gibt es aber bislang gar nicht. Man kann es kaum glauben, aber es ist wahr: Es gibt in Deutschland keine Screening- oder Vorsorgeprogramme für den Killer Nr. 1: Den Herzinfarkt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat diese Zahlen wohl auch zur Kenntnis genommen und möchte dies jetzt ändern. Vor kurzem hat er daher eine konzertierte Aktion zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ins Leben gerufen. Dabei soll auch die Messung des so genannten Lipoprotein (a) - Spiegels eine Rolle spielen. Lipoprotein (a) ist ein Eiweiß-Fettmolekül, das ähnlich wie das Low Density Lipoprotein (LDL) Fette im Blut transportiert.

Bereits vor mehr als 60 Jahren analysierte der norwegische Arzt Kåre Berg das Lipoprotein, bezeichnete es als ein weiteres Cholesterin-Taxi und warnte vor seinen Folgen, sollte es in zu hoher Konzentration im Blut vorkommen.

Einer von fünf Menschen ist – meist ohne es zu wissen – betroffen, hat also zu viel Lipoprotein (a) - ab 75 nmol/l - in seinem Blut.

Erhöhte Werte gelten als unabhängiger Risikofaktor für Arteriosklerose, für die koronare Herzkrankheit und für andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die individuelle Lp (a)-Konzentration im Blut ist überwiegend genetisch bedingt und lässt sich weder durch Lebensstiländerungen noch durch geeignete Medikamente signifikant beeinflussen.

Laut dem Konsensus-Papier der Europäischen Atherosklerosegesellschaft (EAS) wäre eine Lp(a)-Messung mindestens einmal im Leben empfehlenswert, um das kardiovaskuläre Risiko besser einschätzen zu können. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant, diese einmalige Messung des Lipoprotein (a)-Spiegels in die Kindervorsorgeuntersuchung U9 aufzunehmen, um möglichst frühzeitig Kinder in Präventionsprogramme für Herzkreislauferkrankungen aufzunehmen. Dies ist deswegen erstaunlich, als dass ausser beim Neugeborenen-Screening bislang gar keine Blutanalysen in den U-Vorsorge-Untersuchungen vorgesehen sind. Damit wäre Lp (a) der erste Laborwert überhaupt in dieser routinemäßigen Diagnostik.

Wer genetisch bedingt erhöhte Lp (a) - Werte aufweist, ist dem Schicksal nicht ausgeliefert, sondern kann zwei Dinge tun:


  1. Sämtliche andere Risikofaktoren, die ebenfalls zu einem erhöhten Arterioskleroserisiko beitragen maximal zu senken, das bedeutet also

    • Blutfette normalisieren:
      • Cholesterin gesamt < 150 mg/dl
      • LDL Cholesterin < 70 mg/dl
      • HDL Cholesterin > 45 mg/dl
      • Triglyzeride < 150 mg/dl
    • Homocystein senken auf < 10 micro mol/l
    • Blutdruck optimieren auf Werte von 120/80 mmHG
    • Übergewicht abbauen
    • Stress abbauen durch Sport und Meditation
    • Langzeitblutzuckerwert HbA1c auf 5,3% oder niedriger reduzieren
    • Täglich ausreichende Bewegung
    • Mikronährstoffe optimieren (Bluttuning!)

    Und außerdem

  2. Das Buch “Lipoprotein(a) – Der größte Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall?“ von Hans Werner Diel ans Herz (es ist hier im Strunz-Shop erhältlich) lesen. Bei Herrn Diel war nach seinem Herzinfarkt ein hoher Lipoprotein(a)- Wert festgestellt worden, von dem er bis dahin nichts wusste. Laut Dr. Strunz der gefährlichste Risikofaktor für seine Blutgefäße und hauptverantwortlich für seinen erlittenen Herzinfarkt.

Nach dieser einschneidenenden Erfahrung recherchierte Hans Werner Diel Möglichkeiten, diesen Risikofaktor mit Hilfe der orthomolekularen Medizin zu senken. Gemeinsam mit seiner Ärztin unternahm er einen Selbstversuch und er schaffte es mit hohen Dosen von Vitaminen seinen Lipoprotein (a) - Wert deutlich zu senken. Für die genauen Handlungsanweisungen verweise ich auf das wirklich lesenswerte Buch:

Lipoprotein(a)
Der größte Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall?


Quellen:
https://lipidhilfe-lpa.de/pressemitteilung-gesundheitsministerium-gesetzentwurf-zu-blutdruck-und-cholesterinscreenings-soll-zeitnah-vorliegen/

Rudin S, Kriemler L, Dittrich TD, Zietz A, Schweizer J, Arnold M, Peters N, Barinka F, Jung S, Arnold M, Fischer U, Rentsch K, Christ-Crain M, Katan M, De Marchis GM. Lipoprotein(a) as a blood marker for large artery atherosclerosis stroke etiology: validation in a prospective cohort from a swiss stroke center. Swiss Med Wkly. 2024 Apr 2;154:3633. doi: 10.57187/s.3633. PMID: 38579294.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.