Wenn Sie diese News nicht überblättern, sondern lesen, sind Sie Kollege. Laufkollege. Kollege im Leid. Sie hatten oder haben Probleme dort unten hinten. An der Achillessehne.

Ihr einziger Wunsch wäre jetzt: Bitte Rezepte. Gebrauchsanleitungen, um den Schmerz wieder loszuwerden, um ihn beim nächsten Mal wirksam zu bekämpfen. Versprochen. Am Schluss dieser News erfahren Sie


  • Was bei mir geholfen hat,
  • was meiner klugen Frau geholfen hat.

Aber zunächst für die Nicht-Betroffenen, die sich soeben genüsslich im Sessel zurücklehnen, Ihr Tässchen Kaffee schlürfen und hoffen, bei interessanter Medizin unterhalten zu werden. Genau der Sinn und Zweck dieser News. Na, dann mal los:


Ihr Fuß ist das wahre Wunderwerk der Evolution, denn er


  • besteht aus 26 Knochen
  • 30 Gelenken
  • 60 Muskeln
  • 100 Bändern
  • 200 Sehnen

Und dieses Kunstwerk an Beweglichkeit sperren Sie, beginnend in frühester Jugend, in einen Zementblock. Gipsen es ein. Sie nennen das ganze Schuh. Aus „festem Leder“.


  • Hören oder lesen Sie doch nur einmal, wie die teuersten Schuhe der Welt angepriesen werden: Handgenäht, durabel. Brauchen ein Jahr, bis man sich eingewöhnt hat (Originalzitat im teuersten Schuhladen Münchens) und halten Ihr ganzes Leben.
    Das würde Stahl auch tun.

Heißt übersetzt: Würden Sie so laufen, wie der Mensch läuft, wie manche Volksstämme es heute noch tun, nämlich ohne Ihre Füße einzusperren, allenfalls mit einem knappen Sohlenschutz (gegen Dornen), dann bräuchten wir über die Achillessehne gar nicht sprechen. Nun ja: All das tun wir nicht. Wir haben unsere Muskulatur durch Nicht-Inanspruchnahme geschwächt, verletzlich gemacht. Also kommen wir zum Thema.


  • Ursache der Achillesbeschwerden ist Überlastung. Ob nun durch zu schnelle Steigerung des Laufumfanges ob durch Fehlstellung, ob durch Fußdeformation (s.o.) …

Besonders belastet wird die Achillessehne selbstverständlich beim Vorfußlauf. Also beim natürlichen Lauf eines jeden Kindes. Komisch. Zwei-jährige haben keine Achillessehnenbeschwerden. Noch nie nachgedacht? Ganz einfach: Die sind´s gewohnt. Die tun´s tagtäglich. Und das haben Sie die letzten 20 Jahre versäumt.

Übrigens, wussten Sie, dass:


  • Die Achillessehne die kräftigste Sehne im menschlichen Körper ist.
  • Dass sie aus einem stabilen Kollagenbündel besteht.
  • Und wenn der Stoffwechsel der Sehnenzellen gestört ist (wodurch auch immer), diese Kollagene nicht mehr in ausreichendem Maß gebildet werden.

Sind wir schon wieder beim Thema Eiweiß. Was sonst. Das zentrale Thema des Körperaufbaus, des Immunsystems, der Gesundheit. Und da gibt es immer noch einige unter Ihnen, die misstrauisch über „zu viel Eiweiß“ tönen. Mir zunehmend unbegreiflich, je älter ich werde.


Die sind misstrauisch gegenüber dem eigenen Körper. Der ja, so höre ich, zu 80% (Trockenmasse) aus Eiweiß besteht.

Die sind selbstverständlich auch misstrauisch gegenüber Fleisch. Verstehen überhaupt nicht, dass sie selbst aus Fleisch bestehen. Die verachten sich selbst.


Kommen wir zum eigentlichen Thema. Was tun, wenn die eigene Achillessehne streikt:


  • Zitat: „Man kann eine Achillodynie leider nicht gesund schonen.“ Wie wahr. Machen Sie ne Pause, kommen die Beschwerden nach fünf Wochen wieder.
  • Sie müssen (müssen!) also die Ursache beseitigen. Häufig genug Überlastung.
  • Häufig genug falsches Schuhwerk, falsche Lauftechnik. Hier gibt ´s genügend Spezialisten.
  • Praktische Hilfe? Jeden früh auf die Treppenstufe, nur mit den Zehen, die Ferse absenken. Minutenlang. Hat mir geholfen.
  • Stoßwellentherapie. Hatte mir nicht geholfen.
  • Injektion von Cortison, modern Eigenblut etc. Hatte mir nicht geholfen.
  • Faszientherapie. Eine Glückstherapie bei meiner klugen Frau. Massive Behandlung von Wade und Kniekehle (Stichwort Muskelkette), fast Spontanheilung. Nach sechs Monaten Beschwerden…

Den besten Ratschlag hab ich gehört von Dr. Borgmann vom Zentrum für Sportmedizin in Münster:


In letzter Zeit habe das Thema „Ernährung und Sehne“ an Bedeutung gewonnen. Dr. Borgmann rät, sich gesund zu ernähren, um keine Mangelsituationen aufkommen zu lassen. Dann braucht man auch nicht zu Substitutionsmitteln (NEMs) greifen…


Genial. Das ist es! Der Mann hat so recht. Bitte, bitte ernähren Sie sich von Stund an so gesund, dass keine Mangelerscheinung aufkommt. Der Satz ist eines Politikers würdig. Nicht angreifbar, leer, nichtssagend, praktisch unmöglich.

Quelle: Laufmagazin SPIRIDON 05/20