Häufig werden die Augenbrauen hochgezogen, wenn man in einer Unterhaltung fallen lässt, dass man schon morgens 4 bis 5 Eier plus Schinken isst und mittags ein schönes Steak. Mit gefährlichem Halbwissen bewaffnet kommen dann so Bemerkungen wie: „Deine armen Nieren“. Dabei gibt es nicht eine Interventionsstudie, die zeigen würde, dass ein vollkommen normaler Eiweißverzehr gefährlich für irgendein Organ im Körper wäre. Gibt es schlichtweg nicht! Weder für die Nieren, noch für die Leber oder gar für den Darm.
Es gibt zwar mal wieder epidemiologische Auswertungen, aber die lassen nun einmal keinen Beweis zu. In diesen Auswertungen wird gern mal ein minimales Risiko gefunden, was sich jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf Fast Food und den damit verbunden hohen Konsum von Zucker und Zusatzstoffen erklären lässt. Doch zurück zu den Nieren.

Es gab eine Vorerkrankung, bei der man bislang den Verdacht hatte, dass ein vermeintlich höherer Konsum von Eiweiß die Nieren belastet, nämlich genau dann, wenn die Nieren infolge des Diabetes Typ-2 und den Folgen dadurch bereits erkrankt sind. Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben Nia Mitchell und Team 2880 Patientendaten ausgewertet, denen im Rahmen der Behandlung von Diabetes Typ-2 eine Low Carb-Ernährung verordnet wurde. In der folgenden Grafik ist das Ergebnis dargestellt, welches ich kurz erklären möchte.




Zunächst wurden die Patienten bezüglich ihrer Nierenschwäche in primär drei Kategorien eingeteilt. E1 ist die Kategorie ohne Nierenschwäche (eGFR >=90), E5 stellt die stärkste Form dar. Ermittelt wird diese Kategorie anhand ihrer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR). Dazu hat man auf der X-Achse die Veränderung im Gewicht der Patienten dargestellt mit -5 Prozent, 0 Prozent oder +5 Prozent in dieser Zeit. Auf der Y-Achse hat man die Verbesserung oder Verschlechterung der eGFR, bezogen auf den Ausgangspunkt der Ernährungsumstellung, dargestellt.

Man erkennt, dass die Personen in der Kategorie E2 (eGFR 60–89) wie auch E3 (eGFR 30–59) eine Verbesserung ihrer Nierenfunktion erfahren haben und zwar umso besser, je mehr sie auch noch abgenommen haben. Eine leichte Verschlechterung der Nierenleistung ergab sich in der Gruppe, in der die Nieren nicht erkrankt waren.

Daher kommt man in der Studie auch zu dem Schluss, dass die Umstellung der Ernährung auf Low Carb auf Basis dieser Daten nicht zur Verschlechterung einer Nierenschwäche führt, sondern tendenziell sogar zu einer leichten Verbesserung.

Quelle: Retrospective cohort study of changes in estimated glomerular filtration rate for patients prescribed a low carb diet, Nia S. Mitchell et al., 2021, DOI: 10.1097/MED.0000000000000673


Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”