Wieder so ein für mich neuer, eleganter Gedanke, geboren im Gehirn eines Astrophysikers und seiner Frau, einer Molekularbiologin. Nachzulesen in dem wunderhübschen Büchlein „Perfect Health Diet“.

Sie kennen das: Da redet man und redet selbstbewusst daher (gemeint bin ich selbst) und hat im Hinterkopf ständig so nagende kleine Fragen. Schauen Sie: Aufgewachsen bin ich mit Hühnern. Unzähligen. Und ich weiß genau, dass die den ganzen Tag Körner gepickt haben. Freilich auch mal Würmer. Aber hauptsächlich Körner. Kohlenhydrate. Tiere ernähren sich von Kohlenhydraten. Ich hab´s doch schließlich selbst gesehen.

Stimmt nicht. Hab ich nicht weit genug gedacht. Hab gedacht, der Stier als Wiederkäuer sei eine ganz spezielle Ausnahme. Ist er nicht. Es gibt in der Natur keine Tiere, die von Kohlenhydraten leben. Behauptung. Begründung? Lassen wir eine Molekularbiologin, lassen wir einen Astrophysiker zu Wort kommen:

„Bei unseren Nachforschungen über die Ernährungsweisen von Säugetieren fiel uns auf, dass bei vielen Säugetieren Kohlenhydrate im Verdauungsprozess fast vollständig verloren gehen. Wiederkäuer decken ihren Glukosebedarf, indem sie Glukose aus  kurzkettigen Fettsäuren mit ungerader Kohlenstoffzahl herstellen; Hyperkarnivoren (Raubtiere, Fleischfresser, zum Beispiel Katzen) stellen Glukose aus Proteinen her. Eine mögliche Schlussfolgerung daraus ist, dass kohlenhydratreduzierte Diäten, bei denen Glukose eher hergestellt als gegessen wird, gesund sind oder zumindest, dass es Tieren keine großen Schwierigkeiten bereitet, mit einer kohlenhydratreduzierten Ernährung zurechtzukommen.

Das Gegenteil, eine natürliche kohlenhydratreiche Diät, ist hingegen noch niemals beobachtet worden.  Viele Säugetiere ernähren sich hauptsächlich oder vollständig von Pflanzen, aber kein Säugetier lebt in erster Linie von Kohlenhydraten. Jedes Säugetier, dessen Nahrung reich an Kohlenhydraten ist, verfügt über einen Verdauungstrakt, der Kohlenhydrate teilweise oder vollständig in Fettsäuren umwandelt, bevor sie in den Körper gelangen.

Es darf daher bezweifelt werden, dass kohlenhydratreiche Diäten gesund sind. Denn wenn sie gesund wären, warum sollte dann der Verdauungstrakt verhindern, dass große Mengen Glukose in den Körper gelangen?

Gilt das auch für den Menschen? Hier würde ich spontan mit ja antworten, weiß aber, dass Sie immer einen „Beweis“ brauchen. Nun denn. Da gibt es die berühmte Krankenschwester-Studie, Beginn 1980. Teilgenommen hatten 98.462 Frauen. Eingeteilt in zehn Gruppen, je nach Kohlenhydrat-Verbrauch.

Das obere Zehntel aß 58,8% Kohlenhydrate, das unterste Zehntel 36,8% Kohlenhydrate.

  • Das untere Zehntel enthielt mehr Raucherinnen, mehr Menschen, die sich nicht körperlich betätigten.
  • Das obere Zehntel (mehr Kohlenhydrate) rauchte weniger, hatten mehr körperliche Betätigung.

Fazit: Dennoch war das Herzinfarktrisiko in den gesünder lebenden oberen Zehntel rund 42% höher, als bei den Frauen im unteren, kohlenhydratreduzierten Zehntel, obwohl die doch mehr geraucht und sich weniger bewegt haben.

Noch Fragen? Doch: Was hätte so eine Studie ergeben, wenn das untere Zehntel nicht 36,8%, sondern nur 16,8% Kohlenhydrate gegessen hätte?