…was da in Wien abgeht. An der Uni Wien. Da hat man kürzlich (kürzlich!) etwas Ungeheuerliches festgestellt.

Da hat man entdeckt, dass „der Zuckerhaushalt der Krebszellen eine wesentliche Rolle für aggressives Tumorwachstum spielen“. Darauf gekommen sei man bei Versuchen mit dem bei Leukämie als krebsfördernd bekannten Signalmolekül STAT 5.

  • Darf ich erinnern? 2005 hat Dr. Coy am DKFZ Heidelberg den Zusammenhang mit Zucker und aggressiven Krebszellen an Hand des TKTL1 Genes gesichert und publiziert. Wie gesagt: 2005.

Die Wiener Wissenschaftler stellen fest, dass „wichtige Signalmoleküle wie STAT 5, das in Blutzellen eigentlich die Reifung und Teilung kontrolliert, zu einer Überfunktion angestachelt und in „Tumorförderer“ umgewandelt werden“.

Wie das funktioniert?

Zunächst so: „Bei der Entwicklung von Blutzellen wird STAT 5 durch einen speziellen Prozess aktiviert und kann dadurch bestimmte Gene ein- oder abschalten. Die Aktivierung ist in gesunden Zellen nur kurzfristig. In STAT 5 –regulierten Tumorzellen entsteht dagegen ein kontinuierliches Signal durch eine langfristige Aktivierung. Die Zellen beginnen sich unkontrolliert zu teilen. Und es kommt unter anderem zu Blutkrebs“.

Und dann kommt die sensationelle Entdeckung. Wie gesagt, kürzlich:

„Bei Versuchen wie STAT 5 aktiviert wird zeigt sich unter anderem, dass der Zuckerhaushalt der Krebszellen einen wesentlichen Einfluss hat. Üblicherweise verbrennen Körperzellen den Zucker komplett durch Oxidation. In Krebszellen dagegen wird der Zucker für die Energiegewinnung nicht mehr vollständig oxidiert, sondern vermehrt für Wachstum und schnelle Zellteilung verwendet.

Fazit: Krebszellen sind süchtig nach Zucker, wie Glukose“.

Na, das wird einschlagen wie eine Bombe. In Österreich. Wissen Sie weshalb? Weil dort Johann Marihart, der Vorsitzende der AGRANA („Wiener Zucker“) lebt und wirkt. Dem die Aussage einer TV-Reportage: „Zucker ist wie Kokain und Heroin“ arg missfiel.

Der als Vorstandsvorsitzender (man stelle sich vor!) sich zwar nicht über Krebs äußert, aber über Diabetes, die Zuckerkrankheit. Wörtlich:

„Zuckerkrankheit ist eine irreführende Bezeichnung! Auch bei Diabetikern sei Zucker laut Experten durchaus erlaubt. Zwischen 45-60% Kohlenhydratanteil dürfen auch Zuckerkranke konsumieren. Das ist in Wahrheit eine normale Ernährung“.

    So Marihart. Vorstandsvorsitzender. Also nicht so ein kleiner Uni-Professor, der da irgendwas mit STAT 5 an Krebszellen herausgefunden hat. Zitat: „Krebszellen sind süchtig nach Zucker“.

Würde Marihart sagen: Na und? Alles irrig. Und wissen Sie, auf wen er sich berufen kann?

Auf die allerneuesten Aussagen der DGE, die derzeit wirklich angeschossen wird. Aufgefordert wird, Stellung zu nehmen. Und die durch zwei nagelneue Aussagen glänzt:

  • Wir wurden missverstanden (so die Präsidentin)
  • Das mit den Kohlenhydraten gilt und galt nur für Gesunde (eine Sprecherin)

Also hat die gesamte Ernährungsberatung Deutschlands, alle Diätassistentinnen, alle Diabetologen, alle Professoren die DGE seit Jahrzehnten nur fürchterlich „missverstanden“. Aaahja.

Gilt natürlich auch für mich. Ich kleiner Trottel.

Quelle:
1. „Doktor in Wien 4/2017, S.26
2. www.krone.at/gesund-fit vom 7.4.2017