Cordyceps, der tödliche Pilz, der in der aktuellen US-Fernsehserie „The Last of Us“ hilflose Menschlein vernichtet, der ist hier nicht gemeint. Es geht um Candida auris. Tückischer Hefepilz, aktuell rasante Ausbreitung, hohe Sterblichkeit. Schwer zu identifizieren, und wenn der Pilz einmal in der Klinik sprießt, schwer wieder auszurotten. In Europa wurden Candida-auris-Krankenhausausbrüche gemeldet aus Großbritannien, Italien und Spanien. Die US-Gesundheitsbehörde schlägt Alarm, weil sich nicht nur der Pilz selbst breitmacht, sondern auch seine Resistenz gegen Antimykotika, also Anti-Pilz-Medikamente. In Deutschland greifen ZDF, Focus und Co. das Thema auf, schon fühlt man milde Panik … Fragt man sich doch: zurecht?


Was macht Candida auris?

Meistens setzt sich der Pilz auf die Haut, ähnlich wie Fußpilz. Ungefährlich. Manchmal dringt Candida auris aber in den Körper ein, dann wird’s unangenehm für Knochen, Nervensystem und Organe, sogar die Augen kann es treffen. Wenn der Pilz ins Blut geht: Blutvergiftung. Sepsis. Jeder dritte, der sich eine „invasive nosokomiale Infektion“ mit Candida auris einfängt, stirbt.


Muss man das ernst nehmen? Ja.

Und doch: Bitte abregen. Ausatmen. Zurücklehnen. Denn:


  1. Als normal gesunder Mensch kriegen Sie das nicht. Der Pilz kann nur Menschen mit extremer Immunschwäche befallen. Oder solche mit massiven Vorerkrankungen.
  2. Keine Übertragung durch Aerosole: Soweit bisher bekannt, überträgt sich der Pilz über Oberflächen: Tischplatten, Medizinprodukte, Hände. Nicht durch die Luft. Nix Corona.
  3. Nicht „neuartig“: Candida auris wurde 2009 erstmals im Ohr einer japanischen Patientin gesichtet (deshalb der Name: auris = Ohr), ist also nicht komplett „neuartig“. Man hatte diesen Pilz jahrelang nicht so auf dem Schirm. Jetzt guckt man öfter mal nach, dann findet man den Kandidaten eben häufiger.
  4. Wenige Fälle: Die absoluten Fallzahlen sind derzeit übersichtlich. In den USA gab es im gesamten Jahr 2022 ganze 2.377 klinische Fälle und 5.754 Screening-Fälle. Bei rund 340 Millionen Einwohnern. In Deutschland 40 Fälle. Bei 84 Millionen Einwohnern.
  5. Ja, das Ding ist gefährlich: Die WHO hat 2022 eine Liste der potenziell gefährlichen Pilze erstellt. Erstmals. Insgesamt 19 tückische Candida wurden diskutiert, vier wurden als „critical group“ klassifiziert: Cryptococcus neoformans (befällt Nerven, Hirn), Candida auris, Aspergillus fumigatus (Lunge), Candida albicans. Gute Liste. Trotzdem wenig Gefahr. Denn:
  6. In Deutschland ist Candida auris selten. Die allermeisten Pilzinfektionen hierzulande gehen von Candida albicans aus. Kennen Sie (hoffentlich nicht!) als Vaginalmykose, Mundsoor oder flächige Pilzherde in Körperfalten, auf der Kopfhaut oder eben am Fuß. Stichwort „athlete’s foot“. Verbreitet. Unangenehm, aber nicht lebensgefährlich. Anders als Candida auris lässt sich albicans gut behandeln mit Anti-Mykotika.

Was hilft? Eine Zeitreise. Mit Warp-Antrieb.

Epigenetik ist Fakt, Selbstheilung funktioniert. Grundsätzlich. Nur kann es trotzdem passieren, dass ein Pilz oder Virus oder Bakterium schneller ist als der Gegenschlag Ihres Immunsystems. Passiert eben. Auch bei Gesunden. Dann hat man nicht die Zeit, Wochen und Monate zu warten, bis sich der Darm oder die Haut oder der kleine Fußzeh von selbst immuntechnisch aufgerappelt hat. Dann reichen viel Gemüse, Laufen und Meditation, also korrekt angewandte Epigenetik, leider nicht. Dann muss der Warp-Antrieb her, und der heißt nun mal Molekularmedizin. Das ist die Medizin, die misst und hilft und beschleunigt.

Und zwar ganz anders als die Antimykotika, von denen sich Candida auris nur wenig beeindrucken lässt. Sie können also aufhören, auf kleine Pilze zu schießen. Bringt nix. Kümmern Sie sich lieber um Ihr Immunsystem. Das bringt was. Wissen Sie längst.


Schon seit den 1990ern …

… ist bekannt, dass sich das Darm-eigene Immunsystem mit Glutamin aufpäppeln lässt. Die wichtigste Stickstoffquelle, die wichtigste Aufbauhilfe überhaupt. Bakterien zum Beispiel hören bei sehr guter Glutamin Versorgung weitgehend auf, sich durch die Darmwand ins Körperinnere zu drängeln und dort Unheil anzurichten. (Lancet 1993; 341 : 1363)

Glutamin ist die häufigste Aminosäure im Körper. Hoffentlich. Heißt für Sie: Wenn Sie Candida weder im Ohr noch im Darm noch sonst wo haben wollen, dann gönnen Sie sich Glutamin löffelweise als Pulver. Oder klassisch: Parmesankäse, Sojabohnen sind gute Lieferanten. Außerdem Erdnüsse – die sind auch bekannt als prima Beilage zu schlimmen TV-Serien …

Quellen:
Geremia N, Brugnaro P, Solinas M, Scarparo C, Panese S. Candida auris as an Emergent Public Health Problem: A Current Update on European Outbreaks and Cases. Healthcare (Basel). 2023;11(3):425. Published 2023 Feb 2. doi:10.3390/healthcare11030425