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Schon wieder einer. Ein neuer Glück-Ratgeber. Reiht sich ein in eine fast unendliche Kette von wohlmeinenden Büchern. Heißt diesmal „Die Formel für Glück“, erscheint 24.11.2017.
Nur: Unterscheidet sich. In der Tonart. Erkennen Sie schon an der Überschrift zu dieser News.
Hier nämlich geht es um Eigenverantwortung. Um das „das Leben selbst in die Hand nehmen“. Und das formuliert der Autor Mo Gawdat, ein Ingenieur, ziemlich gnadenlos. Wäre dann der Ansatzpunkt für meine Kritik als Arzt. Der ich zwar exakt der gleichen Meinung bin, aber doch zu Mitleid mit Ihnen neige. Darf ich erklären? Wir lesen hier:
Finde ich ziemlich gnadenlos. Wenn auch richtig. Wenn sich Ihre Gedanken, Ihr Trachten, Ihre Träume nicht ständig um das Glück drehen… was erwarten Sie dann? Energy flows, where attention goes.
Die Huna hatten schon immer Recht.
Und die Behauptung: „Jeder Mensch hat die Wahl, ob er glücklich oder unglücklich sein will“ klingt doch recht harsch. Jeder von Ihnen würde sofort Entschuldigungen anbringen dafür, dass er gar keine Wahl hat. Seine soziale Lage. Die kaputte Ehe. Die missratenen Sprösslinge. Der böse Chef. Kurz und gut: Schuld sind immer die anderen. Wir hatten das Thema bereits.
Aufwachen? Einmal sich stolz auf sich selbst besinnen? Pustekuchen. Aber da folgen ja noch ein paar andere Bemerkungen:
Da hat er Recht. Wenn ich an den Gardasee fahre und ganztags Sport treiben möchte… erwarte ich, ohne viel nachzudenken, blauen Himmel, und bin enttäuscht, wenn es regnet. Mein Fehler. Denn:
Das muss man erst einmal akzeptieren. Das Leben wirft Ihnen etwas hin. Friss, freu dich oder geh daran ein. Schwer zu akzeptieren. Ist aber so.
Dem Autor, Mo Gawdat, war sein Sohn mit 21 Jahren an einer missglückten Blinddarm-Operation gestorben. Solch ein Erlebnis können Sie schwer toppen. Und der setzt sich hin und schreibt dieses Buch.
Genial übrigens, typisch Ingenieur, wie er Ihnen beweist, dass wirklich Sie selbst verantwortlich sind. Dass Sie wirklich die Wahl haben. Dass all Ihre typischen Entschuldigungen sinnlos sind. Wie er das schafft?
Frage: Kann ich das einfach so beschließen?
Tenor des ganzen Buches. Sie sind der Boss. Und weder die Ausrede
„Ich bin sozial benachteiligt“. Noch „Ich bin jeden Tag viel zu müde dafür.“ lässt Gawdat gelten. Nein, im Gegenteil. „Sie sind der Boss!“.
Also gut: Dann eben Blutanalyse. Wenn die Energie, der Antrieb, wenn die Motivation da wäre, könnten Sie ja wirklich versuchen, nach diesem neuen Rezeptbuch
Quelle: Focus 48/2017 Seite 135