Sport ist gesund, wissen Sie. Wusste Ihr Darm schon lange. Dass Sport aber auch die Zusammensetzung der Darmbakterien und die Darmbewegungen positiv beeinflusst und die Barrierefunktion steigert, ist tatsächlich erst seit einigen Jahren bekannt.

Durch körperliche Anstrengung, vor allem durch Ausdauersport, kommt es zu sogenanntem Hitzestress im Darm. Es herrschen leicht höhere Temperaturen als im Ruhezustand. Außerdem wird der Darm weniger gut durchblutet. Sauerstoff und Nährstoffe werden vor allem in der Muskulatur gebraucht, das Blut wird umgeleitet. Hitzestress und Minderdurchblutung hören sich für den Darm schädlich an.


Genau das Gegenteil ist der Fall. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich beides positiv auf die Zusammensetzung der Darmbakterien auswirkt und vor allem pathogene, also krankmachende Bakterien durch Hitze und Minderdurchblutung absterben. Viele schädliche Bakterien wie beispielsweise Helicobacter pylori brauchen Sauerstoff. Die meisten gesundheitsfördernden Bakterien sind hingegen anaerob, das heißt, sie benötigen keinen Sauerstoff. Daher ergibt die Beobachtung der Wissenschaftler Sinn: Nimmt die Sauerstoffversorgung aufgrund einer Minderdurchblutung der Darmwand ab, leiden vor allem gesundheitsschädliche Bakterien.


Interessant auch die Barriere-funktion: Erst durchlässiger, dann aber superdicht. Während des Sports nimmt zunächst die Permeabilität zu. Das heißt, es dringen vermehrt Stoffe aus dem Darm direkt in den Körper ein. In den Ruhephasen ist der Darm von Sportlern hingegen viel dichter als der von Personen, die nicht körperlich aktiv sind.


Wissenschaftler gehen davon aus, dass der durch Sport induzierte Hitzestress die Bildung von sogenannten Hitzeschockproteinen fördert. Sind mehr von ihnen vorhanden, wirkt sich das positiv auf die Tight Junctions aus. Hitzeschockproteine machen den Darm dicht.


Für eine gute Verdauung ist die Peristaltik, die Darmbewegungen, essenziell. Sport regt das autonome Nervensystem an, welches daraufhin dem Darm das Signal zu mehr Bewegung gibt. Durch Sport nimmt insbesondere die Verweildauer des Nahrungsbreis im Dickdarm ab. Weiß jeder Läufer, wenn er wieder mal unerwartet ins Gebüsch muss. Da im Nahrungsbrei auch viele schädliche Stoffe enthalten sind, ist der schnelle Transit für die Gesundheit förderlich.

Ausdauer- wie auch Krafttraining wirken als Genschalter des Immunsystems. Im darmeigenen Immunsystem nimmt die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe nach sportlicher Anstrengung erfreulich ab. Gleichzeitig werden vermehrt entzündungshemmende Cytokine gebildet. Außerdem werden spezielle Gene aktiv, was zur Herstellung antioxidativ wirkender Enzyme führt. Dadurch nehmen Entzündungsreaktionen im Darm noch weiter ab. Kommt hinzu: Sport stärkt den Mukus (Exerc Sport Sci Rev. 2019;47(2):75-85).

Quelle: 77 Tipps für einen gesunden Darm, erscheint Juli 2023