Soeben also hat Prof. Jones, einer der führenden Genetiker Englands, überraschend selbstkritisch und souverän festgestellt, dass die bisherige Genforschung ziemlicher Unfug war. Ein Reinfall. Dass das große Ziel: "Wir kennen das Gen für Krebs" oder "Wir kennen das Gen für Alzheimer" schlichtweg nicht erreichbar ist. Denn, wie er sagt, es gibt dieses Gen nicht.

Der deshalb anstelle des Human Genom project lieber ein Human Social project vorschlägt. Man könne nämlich nicht die Gene verändern, man könne aber den Menschen durch den Lebensstil verändern. Präziser: Einzelne Gene an - oder abschalten. Indem man sich anders benimmt. Also Epigenetik.

Das ist heutiger Wissensstand. Heutiger heißt 2013. Global und international.

Kommen wir nach Deutschland. Hier werden völlig andere Themen diskutiert. Hier hat der Deutsche Ethikrat - im Auftrag der Regierung - das Wohl und Wehe der neuen genomweiten Diagnostik untersucht. Er sieht - wir sind hier in Deutschland - vor allem Gefahren. Denn der Blick ins eigene Erbgut könne Dinge offenbaren, die besser verborgen blieben. Also braucht es "Verbote und Regelungen".

Die haben noch gar nicht verstanden, was Prof. Jones und selbstverständlich alle führenden Genforscher inzwischen zugeben.

Selbstverständlich - wir sind hier in Deutschland - gibt es auch den gegenteiligen Standpunkt. Kommt aus Berlin-Brandenburg. Von der Akademie der Wissenschaften. Die wollen "den Weg zu den Gendaten öffnen". Verfahren zur Auswertung von Gendaten von Patienten müssten entwickelt werden. Und - natürlich - die Kosten möge die öffentliche Hand und die Kassen übernehmen. Also die anderen. Bloß nicht man selbst.

Jetzt kommt's: Tatsächlich hat die Akademie die Fakten auf ihrer Seite: Die genetischen Daten der deutschen Bürger werden bald zur "tragenden Säule der Gesundheitsvorsorge und der Krankenversorgung".

Die wissen heute, 2013, wieder nicht, dass sie 10 Jahre zu spät dran sind. Dass der Zug längst abgefahren ist. Dass die Kenntnis dieser Gene tatsächlich höchstens Unruhe und Angst schafft. Solange Menschen glauben "kann ich sowieso nicht ändern".

Dass man das gleiche Geld und Energie möglicherweise besser in ein Human Social project steckt, also in Überzeugungsarbeit. Würde man den Menschen klarmachen, was genetisch korrektes Leben bedeutet, könnte man schädliche Gene - ohne sie zu kennen - von vorne herein ausschalten. Genau das ist der Trick der Natur seit Millionen Jahren: Jedes Reh kennt sich aus und lebt präzise so.

Einer Akademie der Wissenschaften natürlich schwer einsehbar.