Klagte gestern ein durchaus vernünftiger 50-jährige Manager, der im Vorjahre begonnen hatte, sein Leben zu ändern. War ja in der typischen Altersklasse. Irgendwann wacht man auf. Kann ich persönlich nur bestätigen. Man merkt, dass das Leben Routine geworden ist, höchst anstrengende, fordernde Routine.

Der man unter Einsatz aller geistigen Kräfte Tag für Tag gerade noch gerecht wird. Nenne ich: Am Rande des Burn-out entlangschrammen. Auch mir alles wohl vertraut.

Und dieser Manager hatte – nach Blutanalyse und Substitution – immerhin Entspannung in sein Leben eingebaut. War bei ihm Musik. Jeden Abend 20 Minuten gregorianische Choräle (gibt’s auf YouTube). Hat ihm sichtbar gutgetan. Und auch Thema Nummer zwei war er angegangen: Die Ernährung. Hat weitgehend eingeschränkt die fürchterlichen vier: Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln. Wusste aber ganz genau, dass noch eines fehlt: Die Bewegung.


Und da eben der Stoßseufzer: Ich sollte Laufen. Ich weiß. Nur: Ich schaff es einfach nicht.


Nenne ich mentale Sperre. Der schafft es nicht, gedanklich über den Graben zu springen. Sich einzufühlen in das ungeheure Neue, das tägliche Laufen. Der denkt nur in Hindernissen. Ist er ja gewohnt in seinem Beruf…. was tun?

Hab ihm einfach einen kleinen Text in die Hand gedrückt. Ihn gebeten, das mal durchzulesen. Und als er fertig war, durfte er es noch 2-mal lesen. Bis etwas in seinem Gehirn „klick“ gemacht hatte. Der Text? Gerne:


Sie denken mir zu viel, Sie denken zu viel nach. Das hindert Sie am ….Leben. Beispiel: Fordert man Sie auf: „Lauf los!“, tun Sie das noch lange nicht. Sondern denken erst über den Kauf geeigneter Sportschuhe nach. Mit Laufbandanalyse, damit alles stimmt. Und dann, welche spezielle Kleidung Sie tragen müssten. Atmungsaktiv. Zwiebelschalenprinzip. Und die Zeit vergeht und vergeht und vergeht und….


Sie laufen nicht. Ganz anders ein Kind, dem Sie sagen: “Lauf los!“ Das wird losrennen, ob mit oder ohne Straßenschuhe, ob mit oder ohne Pullover und Anorak…. es wird laufen. Merken Sie etwas?


Denken hindert Sie am Leben.


Das hat der spontan verstanden, der junge Manager. Und wissen Sie was? Der ist in Normalkleidung, mit Normalschuhen aus meiner Praxis getreten und einfach…. die Straße entlang gejoggt. Und wieder zurück. 2 Minuten.


Das war´s.
Seither läuft er.



QUELLE: Den Text finden Sie im „Kleinen Laufcoach“ Seite 34. Sie haben mir dieses Büchlein weit, weit unterschätzt.