Weshalb nur 6%? Weshalb reduziert eine Multivitamintablette in der ersten wirklich sorgfältig gemachten Studie (Harvard 2012) das Krebsrisiko nur um 6% nach 11 Jahren Vitamineinnahme? Aus der Gesamtschau wissenschaftlicher Literatur würde man eher 60% weniger Krebs erwarten. Vitamine, richtig dosiert sind Medikamente, sind Heilmittel. Auch wenn das noch lange nicht verstanden wurde.

Warum also nur 6%? Na, gucken wir doch einfach genauer hin:

  1. Die Studie umfasste knapp 15.000 Ärzte. Menschen, die von vorneherein überdurchschnittlich gesund leben. Genau das wird in der Studie auch festgestellt. Verrät uns schon die Tatsache, dass nur 3,5% dieser Ärzte Raucher waren. Und bei gut ernährten, gesünder lebenden Personen wird eine zusätzliche Vitamingabe wahrscheinlich einen nur geringen Effekt haben. Bei normal, also schlecht ernährten Menschen dürfte der Effekt einer Multivitamintablette deutlich stärker sein. Dürfte das Krebsrisiko vielleicht um 12%, um 18% sinken.
  2. In dieser Studie wurde eben nicht getestet: Placebo gegen ein Multivitaminpräparat. Denn selbst der Studienleiter gibt zu, dass während der Studiendauer, während der 11 Jahr immer mehr dieser Ärzte zusätzlich Vitamine eingenommen hätten. Entweder richtig dosierte Multivitaminpräparate (gibt's zuhauf in den USA), oder eben einzelne Vitamine in deutlich höherer Dosis, wie z.B. Vitamin C, Vitamin E oder auch Selen. Freilich geschieht dies in der Placebogruppe genauso wie in der Vitamingruppe. Aber dennoch: Tatsächlich werden in dieser Studie studiert viele Menschen mit einer hohen, ausreichenden zusätzlichen Vitamindosis gegen viele Menschen, die darüber hinaus noch ein sehr schwaches Multivitaminpräparat geschluckt haben. Ein himmelweiter Unterschied. Dann freilich kann der Unterschied tatsächlich nur 6% in der Krebsreduktion betragen. Beide untersuchten Gruppen lebten tatsächlich auf einem hohen Vitaminniveau.
  3. Die Dauer der Vitamineinnahme: Hier 11 Jahre. Schon aus der Nurses Health Study (1998) wissen wir, dass ein wirklich erstaunlicher Effekt, nämlich 75% weniger Dickdarmkrebs, erst nach 15 Jahren eintrat. Nach 10 Jahren noch lange nicht so deutlich sichtbar war. Auch das wird in dieser Studie sehr wohl diskutiert.

Fazit: In dieser ersten sorgfältig gemachten Multivitaminstudie wird bewiesen, dass ein Multivitaminpräparat die Krebsrate senkt. Widerlegt alle die bisherigen vergleichsweise schlampigen Vorstudien (nachlesbar in diesen News). Freilich ist das Resultat mit 6% (bei vormalig Krebskranken immerhin 27%) nicht berauschend. Die Gründe dafür sind hier aufgelistet.

Fazit 2: Eine echte Studie ist nur dann eine Studie, wenn gemessen wird. Wenn im Blut die Vitaminspiegel gemessen werden. Das hat man freilich schon vielfach getan. Und dann ergeben sich völlig andere Resultate, sehr viel deutlichere, überzeugendere Effekte (siehe News 09.03.2012; News 08.06.2009 ; News 26.11.2011 ). Nur als Beispiel.