Werde ich täglich gefragt. Von Anfängern, aber auch von harttrainierenden Menschen, die es „langsam satt haben“. Es satt haben, sich hier und dort im überfüllten Berufsalltag ein bisschen Zeit zu stehlen, um schwimmen zu gehen. Um Rad zu fahren, um zu Laufen.

Und dann abends, oder – statt Mittagessen – zu meditieren. Weil das ja angeblich auch zu einem erfüllten Leben gehört. Kostet schon wieder Zeit. Und dann noch ständig auf die Ernährung achten? Sich durch ein Kantinenessen zu schlängeln und korrekt zu bleiben? Echte geistige Anstrengung.

Muss man wirklich so leben? Antwort: Nö. Brauchen Sie nicht. Sie haben bloß den falschen Beruf.

In anderen Worten: „Gibt es ein richtiges Leben im FALSCHEN?“ Eine gesellschaftlich-politische Frage. Ursprünglich. Aber Sie merken schon: Der „Trainierende“, wie oben beschrieben, versucht in seinem falschen Leben, nämlich dem fordernden Berufsalltag, eine Korrektur anzubringen. Ein bisschen vom richtigen Leben hineinzuquetschen.

Erkennen wir alle uns wieder?

Bringt uns zum richtigen Beruf. Für mich der Bergbauer. Mein Traum. Ein Beispiel, an welchem man wundervoll erklären kann, worum es tatsächlich geht im Leben: Nämlich um „richtig zu leben im Richtigen“.

Bergbauer? Hab ich so eine Figur wie den jungen Reinhold Messner vor mir. Kleingewachsen, gedrungen, zäh, nur Muskeln, praktisch kein Fett, blitzende Augen, sprießendes Haar. Und wie macht der das? Trainiert der täglich? So wie Sie? Nö.

Der lebt einfach

Der hat den richtigen Beruf. Der bewegt sich nicht nur den ganzen Tag, schon wegen des Viehes, sondern der schleppt auch schwerste Lasten wie Steine oder Milchkannen (nennen Sie Krafttraining) und isst wohl sehr genügsam, heißt übersetzt: Muss nicht aus einem reichhaltigen Kantinenessen oder Aldi-Angebot mühsam auswählen. Der hat nämlich nix. Oder fast nix.

Denkt übrigens nicht den ganzen Tag ans essen, schon gar nicht ans „richtige essen“. Der isst einfach. Und wird zwischendrin wahrscheinlich auch mal auf dem Stein sitzen und über die Berggipfel blicken… längere Zeit blicken. Heißt meditieren. Das war’s auch schon.

Ihr Problem ist der falsche Beruf. Wenn Sie mir jetzt kommen mit „muss Geld verdienen“ oder „habe Familie“ oder „hab halt nur die Juristerei gelernt“, dann würden Sie bei  mir ein Knöpflein drücken: Dann brüll ich los.

Da beginnt ein hochphilosophisches Thema: Was braucht der Mensch? Wofür muss er sich unbedingt abstrampeln? Sie glauben doch tatsächlich, eine Waschmaschine, einen Trockner, einen Kühlschrank, einen Fernseher, ein Radio, ein Telefon, ein Auto, eine Krankenversicherung, eine Lebensversicherung usw. usw. zu brauchen. Glauben Sie. Ich weiß: Brauchen Sie nicht.

Die ersten 18 Jahre meines Lebens habe ich ohne diesen Kram verbracht. Glücklich. Wie ein Bergbauer. Immer klarer wird mir, welch privilegiertes Leben der Herrgott mir geschenkt hat.