ein längst gelöstes Problem in meiner Praxis. In der Frohmedizin. In der Molekularmedizin. In der Epigenetik. Nur leider noch lange nicht in der Zahnmedizin. Wohin der Patient sich normalerweise wendet.

Da herrscht noch Steinzeit. Ja, Moment… wenn dem so wäre. Aber hören Sie doch einfach mal zu.

Ganz neu, 2016, finden wir in einem Bericht über die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (gibt es wirklich) eine völlig neue, unerhörte Überschrift:

Ernährung
scheint bei Parodontitis
eine zentrale Rolle zu spielen.


Eine unerhörte Aussage. Wie wir gleich sehen werden. Diese Jahrestagung hätte, ich zitiere „ein geändertes Krankheitsverständnis der Parodontitis im Fokus“. Kann ich nur applaudieren. Wurde wirklich langsam Zeit. Denn was haben wir bisher gehört?

  • Zum Beispiel von der Uni Genf: Die sei darauf gekommen, dass „bisher als zentrale Pathogene angenommenen Mikroorganismen in allen Altersstufen und Ethnien gleichermaßen nachweisbar waren.“

Heißt: Die bösen, bösen Bakterien, verantwortlich für die Parodontitis, gibt´s bei Gesunden und Kranken, bei Rauchern und Nichtrauchern, bei Jungen und bei Alten, bei Ost und West. Kein Unterschied. Kein Wunder also dass, erneut Genf:

  • Nach systemischer Antibiose sich das bakterielle Spektrum nicht nachhaltig änderte.

Heißt auf gut deutsch: sinnlos war. Die bösen Bakterien sind eben nicht verschwunden. Deshalb versucht Genf jetzt neue Methoden, nämlich genetische Tests. Viel Glück. Das dürfte für die nächsten 20 bis 30 Jahre Forschungsgelder garantieren. Aber es geht ja noch weiter:

  • Mechanische Methoden der Belagentfernung – Handinstrumente, Ultraschall, Pulverstrahl – reduzieren die Zahl der Bakterien mit 90 bis 95% gleichermaßen erfolgreich.

Das trauen die sich (Uni Würzburg) tatsächlich als Erfolg zu vermelden. Ein bisschen Nachdenken ergibt, dass die restlichen 10% Bakterien bei unveränderter Umgebung selbstverständlich nach Abschluss der Behandlung sich erneut lustig verbreiten werden. Dass die Parodontitisbehandlung also ein nicht enden wollendes, äußerst lukratives Feld der Zahnmedizin ist. Hier verstehen wir, weshalb.

Das war gestern.

Jetzt kommt heute:

  • „Parodontitis scheint mit unserer modernen Lebensweise verbunden zu sein. Bei steinzeitlicher Ernährung ohne raffinierte Kohlenhydrate tritt sie nach einer viel zitierten Studie… praktisch nicht auf, Taschentiefen sind signifikant geringer, Sondierungsblutungen hochsignifikant seltener.“

Ein erster Lichtstrahl. Wissen Sie, was hier steht? Low carb und no carb ist die Lösung. Das war´s auch schon. Hätten Sie das gedacht? Das gleiche noch einmal:

  • „In dieselbe Richtung weist eine aktuell vorgelegte Studie aus Freiburg zu einer kohlenhydratreduzierten Diät. Die Vermutung liegt nahe, dass entzündliche Erkrankungen auch außerhalb des Mundes durch geeignete Ernährung vermieden, getriggert oder sogar ausgeheilt werden können.“

Kleine Sensation am Rande. Hier gucken die Zahnmediziner – deshalb bewundere ich sie – über ihren Tellerrand. Wenn diese nagelneue, ungewöhnliche, natürlich nicht durchzuführende Ernährung (no carb) am Zahnfleisch hilft, könnten auch andere entzündungsbedingte Krankheiten wie Herzinfarkt behandelt oder geheilt werden. Spekulieren die Zahnärzte.

Mit no carb. Find ich toll. All überall sprießen die Blümlein der Erkenntnis.

Es wird Zeit, dass die DGE in ihren Geschäftsräumen die Schlösser austauscht, Stahlgitter vor den Fenstern anbringt. Sich einmauert. Denn der Druck auf dieses letzte Häuflein der Aufrechten wird immer stärker.

Quelle: dzw 42-2016, Seite 11