Wenn Sie einmal drei Reh-Kitze vor sich auf der Wiese Bocksprünge üben… genossen haben, haben Sie ein neues Bild vom Wort Muskel. Verstehen Sie auch Kinder, die auf der Straße nicht gehen können. Die müssen hüpfen, springen, Rennspiele spielen. Müssen die. Muskeln sind etwas ganz eigenartiges.

Seit wir langsam verstehen, dass der Muskel eine Drüse ist, also Hormone wie auch Myokine ausspuckt und damit unser ganzes Wesen verändern könnte (!), bekommt man noch mehr Respekt. Nur, und das ist ein ganz dickes NUR, werden Muskeln im Laufe der Jahre wohl ziemlich hilflos dann, wenn sie mit Zentnersäcken beladen werden. Erdrückt werden. Keine Luft mehr bekommen. Einschlafen, ja… sterben müssen. Sie verstehen, dass ich soeben über den Normalzustand spreche.

Zurück zu den Kitzen. Ohne Zentnerlasten. Aktive, hormonspuckende, vor Lebensfreude jauchzende Muskeln. Und wo kommen die her? 

Bestehen Muskeln aus Blättern? Bestehen Muskeln aus Gras? Jetzt wird´s spannend. Wir hatten das Problem einmal am Beispiel spanischer Kampfstier erläutert. Wo der wohl seine Muskeln her hat?

Ein Reh, deshalb dieser Artikel, ist noch schlauer als der spanische Kampfstier. Holt sich das für den Muskelaufbau so nötige Eiweiß, die Aminosäuren, gleich aus zwei Quellen.

Ein Reh ist nicht so blöd, Gras zu fressen. Oh nein. Das kann man sehr genau beobachten, wenn man 11 Rehe stundenlang vor seinem Haus beobachten darf. Die zupfen. Die zupfen ganz wählerisch hier und dorten.

Meine kleine Frau, viel neugieriger als ich, hat nachgesehen. Das Ganze nachvollzogen. Die zupfen ganz bestimmte Kräuter aus meiner Wiese. In dicken Nachschlagewerken hat meine Frau diese Kräuter identifiziert: Als besonders eiweißreich. Wusste ich nicht. Dass es so etwas gibt.

Eiweißreiche Kräuter mitten auf der Wiese. Das Gras selbst ist beliebig eiweißarm.

Doppelt schlau? Ja freilich: Und dann kaut das Reh wieder. Unnachahmlich der glasige entrückte Blick aus zwei, drei Metern Entfernung. Wenn es wiederkäut, das Reh. Heißt übersetzt: Die Kräuter werden im Darm von Bakterien und Einzellern zerlegt. Umgewandelt in Fettsäuren. Nicht etwa in Kohlenhydrate, wie man glauben könnte. In Fett. Das wird dann verdaut.

Und zusätzlich verdaut wird, ich zitiere: „eine gigantische Menge an Bakterien und Einzellern“. Also reines Protein.

Auch das Reh, genauso wie der Stier, ernährt sich also vom Fett (Energie) und Eiweiß (Muskelaufbau).

Und wir essen Brot und Nudeln. Unser ganzes Leben. Und verwandeln uns folgerichtig von Rehkitzen (wissen Sie noch, damals? Mit 5 Jahren?) zu… bitte setzen Sie das Wort selbst ein.