Titelstory Spiegel 52/2010. Ein bunter Reigen, querbeet durch menschliche Sehnsüchte und menschliches Streben. Selbstverständlich vieles abwertend, hämisch, negativ gefärbt. Wir lesen hier den Spiegel. Ein Abbild deutschen Denkens. So zum Beispiel den Absatz:

"Eine Gesellschaft, in der alle demselben perfekten Bild nachstreben - auf ähnliche Weise schön, optimistisch, strahlend, leistungsstark - kann tatsächlich nicht funktionieren."

Na so etwas. Wieso nicht? Das müssten Sie den Rehen im Wald mal erzählen. Die sind nämlich strahlend und leistungsstark. Von Geburt bis zum Tod. Einfach so. Uns Menschen spricht der Spiegel dieses Lebensrecht ab. Noch viel besser der Schluss. Da wird einer der Spiegeljournalisten trainiert im Fitnessstudio. Von einer gelernten Tänzerin. Und die schwärmt:

„Das meiste habe ich von einem Arzt gelernt, der war wunderbar, der hatte sich auf Traditionelle Chinesische Medizin spezialisiert. Alles hat der gewusst über seine Patienten, alles hat er für die getan. Leider lebt er nicht mehr. Vielleicht hat er zuviel gearbeitet.

  • War er schon älter?
  • Nein, 44 als er starb.
  • Oh nein. Woran denn?
  • Plötzlicher Herztod.
  • Wirklich? Wobei?
  • Bei einer Meditation.

Toll. Was für ein Gag. Großes Kompliment, Spiegel! Das heißt im Original wahrscheinlich "trotz Meditation", aber ... was solls. Hauptsache: runterziehen.

Professor Benson ist einer der berühmtesten Kardiologen, also Herzspezialisten der USA geworden. Weil er Meditation, TM, in die Behandlung herzkranker Menschen einbezogen hat. Weil er damit tausende, hunderttausende von Menschenleben gerettet hat. Ein eigenes Meditationszentrum gegründet hat. Und dutzende wissenschaftliche Veröffentlichungen zur heilsamen Wirkung (Stressabbau) dieser Technik publiziert hat.

Mir sagt der letzte Abschnitt oben übrigens etwas anderes: Mir sagt der: Messen! Denn dieser Arzt kann tatsächlich mit 44 gestorben sein an der häufigsten Ursache, nämlich Lipoprotein a oder an der zweithäufigsten: Argininmangel. Nur: keiner dieser zwei Werte wird routinemäßig bei Ihrem Arzt gemessen.

Bringt mich wieder zu dem Satz: Die medizinische Wissenschaft weiß. Nur Ihr Arzt manchmal nicht. Das mag sein. Und Sie verlassen sich darauf.

Dann freilich kann man mit 44 am plötzlichen - freilich beweisbar voraussehbaren - Herztod sterben. Dieses voraussehbar heißt: MESSEN.

Wir tun's jedenfalls.