Eine der schönsten News auf dieser Website verdanke ich Linus Reichlin. Ein Schriftsteller. Dem es gelingt, uns in Worten das numinöse Gefühl zu vermitteln, das uns jäh überfällt, wenn wir lange genug bei sternenklarem Himmel ins Universum starren. Und uns – jedes Mal wieder ganz plötzlich – aufgeht, wie winzig klein wir sind. Wie unendlich groß es sich da oben auftut. Hier ist die menschliche Seele überfordert.

Und dennoch: In diesem Blick nach oben findet sie Trost, unsere kleine Seele. Ein bisschen vermittelt das diese News vom 30.06.2008, die ich für neue Leser gerne wiederhole

         Sternenstaub

Jeder Mensch, also Sie und ich, ob wir nun glücklich und gesund oder schmerzgeplagt und hinfällig sind, wir alle bestehen aus unsterblichen Grundstoffen. Die Protonen, Neutronen und Elektronen, aus denen unsere Körper sich zusammensetzen, sind 14 Milliarden Jahre alt. So alt wie das Universum selbst. Und sind unsterblich. Sind ewig jung.

Diese unvergänglichen Grundstoffe ballen sich zusammen zu Atomen. Wie dem Eisenatom, dem stabilsten unter allen, entstanden in verglühenden Sonnen in den Tiefen des Universums, vor Jahrmilliarden. Verglühend zum Staub der Sterne, zur Erde gelangt und als Sternenstaub in meinem, in Ihrem Körper eingebaut.

In das Blut, in den roten Blutfarbstoff. Den Saft des Lebens. Lebt und webt nur mit Eisen, dem Sternenstaub aus verglühenden Sonnen.

Staub, der durch alle Zeiten hindurch schon in zahllosen anderen Geschöpfen vorhanden war, in Bäumen, in Tautropfen, im Schilfgras, im Saurier, in der babylonischen Bäuerin genau wie im germanischen Knappen. Und wenn wir jetzt sterben, dann tragen einige unserer Atome in 50 oder 100 Jahren zur Schönheit der Rosen oder Chrysanthemen bei, die das Kind, jauchzend vor Glück, der Mutter zum Geburtstag schenkt.

Wir sind unsterblicher Sternenstaub. Der Tod also ist Unfug. Wäre auch für Sie, lieber Mitmensch, längst überwunden, wenn Sie sich endlich mal nicht mehr mit sich selbst identifizierten, sondern mit dem Ganzen.

Gelingt. Gelingt manchmal. Beim Träumen. Beim Meditieren, beim ... Betrachten des nächtlichen Sternenhimmels.

Dank an Linus Reichlin.