Buchstäblich ein Perpetuum Mobile. Verspreche ich Ihnen immer wieder. Weiß aber ganz genau, dass kaum einer von Ihnen mir folgt. In der Regel bleibt es beim üblichen Träumen.

Unerschöpfliche Energie habe ich täglich vor meiner Nase. Meine kleine Frau. Die mich den ganzen Sommer bei härtestem Radtraining begleitet hat. Häufig Bergzeitfahren. Jeden Tag stundenlang. Morgen wieder. Übermorgen wieder. Nächste Woche wieder. Jeder Sportmediziner wird nach spätestens 2 Wochen etwas von „Übertraining“ murmeln. Grober Unfug. Für Menschen in der Ketose.

Also für den Urmenschen. Für den richtigen Menschen. Sportmediziner wissen davon in der Regel nichts.

Solch ein Urmensch scheint mir auch Heiko Weirauch zu sein. Ernährungstherapeut, Dozent für Trainingswissenschaft an der Uni Halle. Der hatte ziemlich viel zu tun. Wenig Zeit für Sport. Nur so etwa 30km pro Tag gelaufen. Und wollte dennoch in 2016 Ultramarathon laufen. Nämlich

  • April: Schottland, 153 km
  • Mai: Istrien, 160km
  • Juni: Sachsentrail, 71 km
  • Juli: Zum Nordkap im Team auf Skirollern oder Laufen, 1600 km

Der hatte Anfang des Jahres ein Schlüsselerlebnis. Mit dem Fahrrad nach England. Hören wir ihm zu:

„Ich war ziemlich platt. Wir waren jetzt seit 3 Tagen mit unseren Rädern unterwegs, bei Minusgraden Schnee und Wind. Wir hatten über 400km bis an Deutschlands Grenzen geschafft. Der Blick nach vorn war ernüchternd. Es fühlte sich an als wäre mein Tank leer. Aber einfach so auftanken ging nicht. Ich hatte keinen Appetit, und wenn ich etwas gegessen hatte, war mir einfach nur übel und flau im Magen. Wir haben es bis England geschafft, aber schön ist was anderes.

Bei der Tour wurde mir zum ersten mal klar, dass die Standardempfehlungen Bullshit waren. Ständig Nahrung zuführen – so viel Energie wie möglich – und vor allem Zucker. So hatte ich es im Studium der Sportwissenschaft und später noch bei der Ernährungstherapie gelernt.

Es war dieses Jahr im Februar. Wir wollten in das Ultramarathon-Geschäft einsteigen.

Wir hatten zwei Probleme: keine Zeit und das Thema Energiegewinnung. Das Training stellte ich komplett auf funktionelle Impactbelastungen um, so dass wir mit nur durchschnittlich 30km Laufkilometer pro Woche trotzdem Ultras mit 150km laufen konnte. Und zum Thema Energie – langer Rede kurzer Sinn: Ketose.

Und hier erlebt er die üblichen Schwierigkeiten. An Ketose muss der Körper sich nämlich gewöhnen. Das klappt nicht so mal eben in 3 Tagen, wie viele von Ihnen liebe Leserinnen und Leser meinen. Weirauch schreibt ausdrücklich:

„Das bedeutet am Tag weniger als 15g Kohlenhydrate zuzuführen, bis ein stabiler Blutketose-Wert von über 0,6mmol/l erzielt wird. Das dauert insgesamt bis zu 14 Tage…. ich fühlte mich wie ausgekotzt und völlig schlapp… ab dem achten Tag machte es „klick“ und der Schalter legte sich um. Jeder weitere Tag war eine Leistungssteigerung. Irgendwann fühlte es sich an, als stünden uns unerschöpfliche Energiereserven zur Verfügung“.

Nach dieser Vorbereitung die oben genannten Ultra-Wettkämpfe. Als Notration 100g Mandeln dabei. Das war’s. Dass Weirauch als studierter Ernährungswissenschaftler selbstverständlich NEM zu sich nahm…. gebietet die Vernunft. Abschließend die goldenen Worte:

„Zusammenfassend kann ich eine Ketose für solche Rennen nur empfehlen. Du hast praktisch unbegrenzt Energiereserven zur Verfügung. Wenn es dann noch alle 15-20km Kohlenhydrate gibt, auch nicht schlimm: nutze den Zusatztreibstoff, denn die Ketose bleibt unter dieser Belastung stabil“.

Vielleicht glauben Sie mir langsam, dass man wirklich als unbedarfter nicht sportreibender Arzt vom Schreibtisch aufstehen kann und…. anspruchsvolle Wettkämpfe wie den Ironman gewinnen kann. In der AK selbstverständlich. Ich hab´s nicht „Ketose“ genannt, sondern „Eiweiß!!!“.