Ist etwas unbeschreiblich Herrliches. Stichwort Narkose. Dieses Gefühl des Vertrauens (in den Anästhesisten), dieses Sich-Fallen-lassen wie ein Kind... Ich habe Michael Jackson sehr gut verstanden, der ja nicht nur in Konzerten, sondern auch in den täglichen Proben außerordentliche Leistungen vollbrachte und abends... irgendwie abschalten wollte. Nicht konnte. Erlösung fand dank Propofol.

Einem der vielen wundervollen Narkosemitteln. Dient heute der Einleitung.

Zu schön, um wahr zu sein. Drum hab ich ihr immer misstraut, der Narkose. Zutiefst. Und mir wachen Geistes Ihre Geschichten angehört. Den Monaten nach der Narkose. Anhaltende Schwäche, Müdigkeit, Leistungsunlust... Natürlich „der Operation“ zugeschrieben. Für mich waren das Narkosefolgen.

Narkosegas ist fettlöslich. Ihr Gehirn besteht aus Fett. Also hat sich Ihr Gehirn mit Narkosegas aufgesättigt und dann ewige Zeit gebraucht, bis das Gift aus dem Gehirn wieder ausgewaschen war. So hab ich mir das immer vorgestellt.

Moderne Narkose würde anders wirken, wurde mir beruhigend erklärt. Da brächte ich mir keine Sorgen zu machen. Inzwischen habe ich seit meinem Unfall 2005 diese Zauberei, dieses herrliche Vergessen 17 mal hinter mich gebracht.

17 mal.

Und glaube natürlich kein Wort mehr. All diese beruhigenden, wohlmeinenden Erklärungen: Moderne Narkose bleibt folgenlos... Kein Wort wahr.

Aber wieder einmal stand ich allein. Mit meiner persönlichen Erfahrung.  Und hatte die Medizin gegen mich. Bis... ja bis da plötzlich...

... Zurek et al., J Clin Invest 2014...

so ein kleines, feines Paper über Narkose und Gedächtnisverlust publizierten. Da wird gesprochen von einer „irreversiblen Wirkung“ von Narkosemitteln auf Rezeptoren im Hippocampus.

Sie erinnern sich? Der Hippocampus ist das Gedächtniszentrum. Hier wird vom Kurzzeit in das Langzeit-Gedächtnis umgeschaltet. Und dort gäbe es eine „positive Modulation“ von GABA-Typ A-Rezeptoren.

Was das bedeutet? Diese „positive Modulation“ wirkt hemmend und führt zur Gedächtnisblockade. Das Problem dabei: Hält bis weit über Ende der Narkose an, wie die Forscher an Mäusen zeigen konnten.

War mir alles wohl bekannt, werter Herr Professor Zurek. Hätten Sie nur mich fragen brauchen. Nach 17 Narkosen hat man ein sehr klares Bild von den Folgen.

Ich bin sicher, dass in den nächsten 10 Jahren viele, viele Forschungsarbeiten veröffentlicht werden, deren Resultat ich heute schon kenne. Zum Thema Narkose und Gehirn. Kenne aus persönlicher Erfahrung.

Wissen Sie, was ich inzwischen glaube? Alles, was wir so – in der Fachmedizin – als sensationelle Neuentdeckung lesen, hat irgendeiner von uns, ein Mitmensch längst erlebt. Fühlt sich bestätigt. Nur meldet der sich im Allgemeinen nicht. Beispiel gefällig? Statine töten. Nur: Die melden sich im Allgemeinen nicht. Diejenigen, welchen.