Es sind diese kleinen, feinen Beobachtungen in den biochemischen Labors dieser Welt. Erkenntnisse, die so eindeutig sind, dass sie problemlos zu neuen Glaubenssätzen werden. Die ohne jede Verzögerung ins tägliche Leben übersetzt werden können. In meiner Arztpraxis. In meinem Privatleben. Glaubenssätze, die mich mit neuer Überzeugung zu Ihnen sprechen lassen über

das Geheimnis des langen Lebens.

Also forever young. Der Haupttrick, das wichtigste, um von vorne herein die Lebensspanne jeder unserer Zellen und damit unseres Körpers zu verlängern, ist so etwas von schlicht, so etwas von simpel, dass man es zunächst nicht glauben will. Aber hören Sie doch selbst:

November 2009 (Cell Metab 10(5):379-91) lesen wir vom Department of Biochemistry der Uni San Francisco von einem hocheleganten schlichten Experiment: Man nimmt den berühmtesten Wurm der Welt, dem Fadenwurm, der schon Generationen von Forschern als Studienobjekt gedient hat. Man braucht nur 2 % mehr Zucker zum Essen zuzugeben, um etwas Dramatisches zu erreichen: Man bremst die Aktivität von lebensverlängernden Transkriptionsfaktoren. Nämlich von

DAF-16 und HSF-1

Beide aus der berühmten FOXO-Familie. Haben Sie ja schon ein paarmal gelesen. Noch einmal: Ein bisschen mehr Zucker (2 %, das Bonbon zum Nachtisch) verkürzt messbar das Leben dieser Würmer. Und man kann präzise die hier verantwortlichen Transkriptionsfaktoren (beeinflussen die Gene) beschreiben. Das war's schon. Und Sie essen noch Kuchen?

Dezember 2009 (Faseb Journal Dez 18/2009) sind Forscher in der Uni Alabama noch einen Schritt weiter gegangen: Die haben nicht Würmer studiert, sondern menschliche Zellen. Aus der Lunge. Und zwar gesunde Lungenzellen, dann aber auch krebsige (also vom Raucher). Diesmal wurde der Zuckergehalt der Nährlösung verringert. Und was passierte?

Die gesunden Zellen haben länger gelebt als üblich, die präcancerösen Zellen sind "in großer Zahl abgestorben". Auch hier die Erklärung durch zwei Gene: Nämlich durch

Telomerase und p16, hochwirksam gegen Krebszellen

Spannend: Durch Zuckerentzug reagierten die gesunden Zellen und die Krebszellen diametral entgegengesetzt: Bei den gesunden Zellen stieg die hocherwünschte Telomerase (Sie kennen sich aus) an, das gegen Krebszellen wirksame p16 nahm ab. Bei den Krebszellen genau umgekehrt: Telomerase verschwand, die Zellen lebten viel kürzer, und das "anticancer protein" p16 nahm zu, was erklärte, dass diese Krebsvorstufen massiv abgestorben sind.

Am Zucker hängt, zum Zucker drängt doch alles... Zucker scheint wirklich der entscheidende Schalter zu sein zwischen Wohl und Wehe. Und das - auch für Sie - so wichtige und Neue: Ein bisschen Zucker macht schon den ganzen Unterschied. Oder wie würden Sie eine zusätzliche Menge von 2 % einstufen?

Übersetzen Sie das mal in Ihren Alltag, diese 2 % mehr. Jetzt wissen Sie plötzlich, weshalb ich über unser hochgezüchtetes Obst so schimpfe. Präziser:

In meinem Kühlschrank steht soeben ein Schälchen Himbeeren. Schauen toll aus. Sind auch zuckersüß. Sind aus Mexiko. Mal abgesehen davon, dass die mexikanische Bevölkerung sich solche Himbeeren wahrscheinlich gar nicht leisten kann, standen die doch wohl vor 10 000 Jahren in meinem Kühlschrank... nicht. Oder? Von Kiwi und Bananen brauchen wir da gar nicht anzufangen.