Auch Ihr Hausarzt nimmt Ihnen Blut ab. Das sogenannte Blutbild. Oder Vorsorgewerte wie Cholesterin, Zucker, Leberwerte. Alles sehr vernünftig, oder?

Oder?

Nehmen Sie Cholesterin, gemessen, um mögliche Herz-Kreislaufprobleme zu entdecken. Für sich genommen leider ziemlich sinnlos, wie wir heute wissen. Denn der Cholesterinwert ist nicht zwingend eng verknüpft mit Herz- und Kreislaufproblemen – klar bewiesen seit der MONICA-Studie der WHO. Man kann einen Herzinfarkt auch mit „guten“ Cholesterinwerten bekommen. Und mit ganz „schlechten“ Werten wunderbar gesund sein. Von Professor Harald Esterbauer wissen wir, dass sich nur dann mit 95-prozentiger Sicherheit voraussagen lässt, ob jemand an einer Herzerkrankung stirbt, wenn man Vitamin E, Vitamin A und Cholesterin misst. Direkt im Blutplasma. Wann wurde Ihr Vitamin E, Ihr Vitamin A-Spiegel zuletzt gemessen?

Das alleinige Messen von Cholesterin bringt es einfach nicht. Daher die große Blutanalyse. Hat in meinen Augen mit ärztlicher Verantwortung zu tun (ein eigenes Buchthema, wie Sie in diesem Moment leicht verstehen).
Oft schon gehört: „Ihr Cholesterinspiegel ist zu hoch, passen Sie auf mit dem Schweinefleisch und Eiern.“ Dann kommt, was kommen muss: Fleisch und Eier runter vom Teller, Nudeln rauf auf den Teller. „Hungersnot!“, vermutet unser Steinzeit-Körper. Der Blutzuckerspiegel steigt in die Höhe und stürzt dann ab, worauf wir mit Heißhungerattacken reagieren und aus dem Fress-Kreislauf mitsamt Stimmungsschwankungen nicht mehr herauskommen. Was dann die Bauchspeicheldrüse und mit ihr den Insulinhaushalt ins Chaos stürzt. Und möglicherweise die Verständigung mit dem Sättigungshormon Leptin nicht mehr funktioniert. Was dazu führt, dass wir das natürliche Gefühl für Hunger und Sattsein völlig verlieren und außerdem übermäßig viel Fett speichern.

Und alles nur, weil jemand den Cholesterinwert falsch gedeutet hat? Dann doch lieber genau Bescheid wissen, was welcher Wert bedeutet. Und alle Werte messen. Wegen der Läuse und Flöhe.

Eine große Blutanalyse nimmt der Konzentration aller wichtigen Vitamine unter die Lupe, außerdem Hormone und Aminosäuren, Mineralstoffe, Spurenelemente und sogar Schwermetalle. Das ist aufwendig, das ist teuer, doch nur dieses Gesamtbild kann genau zeigen, warum sich jemand abgeschlagen und antriebsschwach fühlt: Es ist eben ein Unterschied, ob wir es hier mit einer „echten“ Depression zu tun haben, oder ob „nur“ Vitamin D fehlt. Oder Testosteron. Oder Eiweiß. Oder all das. Es ist sinnvoll zu wissen, ob eine störende Hautveränderung zusammenhängt mit einer „echten“ Neurodermitis, oder ob „nur“ Selen und Zink fehlen. Oder Lysin. Oder Sonne (messbar zu wenig Vitamin D). Oder ein Anti-Stress-Programm (messbar zu viel Cortisol).

Deshalb die große Blutanalyse. Deshalb ausführlicher Klartext zu den Laborbögen direkt an den Patienten, an Sie. Tagtäglich.

… und dann kommen die Wunder. Die eigentlich keine Wunder sind, sondern nichts weiter als Reaktionen des menschlichen Körpers.

Quelle: „Neue Wege der Heilung“. 2017 bei heyne.