Das Frühstücksei ist mindestens genauso gefährlich wie rotes Fleisch, wenn nicht sogar gefährlicher, so heißt es. Was man nicht alles mit dem Frühstücksei in Verbindung bringt: Krebs, KHK, EBV, Autoimmunerkrankungen. Zuletzt war es die Entstehung des durchaus nicht ungefährlichen Stoffwechselprodukts Trimethylaminoxid, kurz: TMAO. TMAO steht im Verdacht, im Körper Entzündungen zu fördern, so dass sich u.a. sogenannte Schaumzellen bilden. Das hat man in Tiermodellen nachgewiesen. Daher besteht der Verdacht, dass TMAO zur Entstehung einer koronaren Herzerkrankung (KHK) beiträgt.

Langlebigkeitsexperten aus den USA und Deutschland haben somit das Ei mal wieder ins Visier genommen. Nach deren Ansicht schießt dadurch nicht nur Cholesterin in die Höhe, sondern eben durch das im Ei enthaltene Cholin angeblich auch TMAO. Das klingt alles sehr schlüssig, da im Ei Cholesterin wie auch Cholin enthalten sind. Ich sage dazu: Zum Glück, daher frühstücke ich fünf Stück am Morgen. Die Leber liebt Cholin wie auch Cholesterin. Aber schauen wir uns die beiden Vorwürfe im Detail an.

Cholesterin haken wir als erstes ab. Erstens ist die Annahme falsch, dass Cholesterin möglichst niedrig sein muss. Wie ich bereits geschrieben habe, liegt der optimale Wert für das Gesamtcholesterin bei 220 bis 240 mg/dl (https://www.strunz.com/news/ich-liebe-mein-cholesterin.html). Zudem werden ca. 90 Prozent vom Cholesterin vom Körper selbst gebildet und eben nicht über die Nahrung aufgenommen. Das kann man im Florian Horn auch nachlesen.

Doch wie schaut es aus mit TMAO? Schauen wir uns folgende Grafik an:



Ausnahmsweise handelt es sich hier mal um eine deutsche Veröffentlichung. Wir sehen auf der X-Achse die verschiedenen Nahrungsquellen aufgetragen, die zur Bildung von TMAO führen, und auf der Y-Achse die Höhe. Die einzig nennenswerte Quelle für TMAO im Blutplasma ist ausgerechnet Fisch. Eier spielen überhaupt keine Rolle. Auch Rindfleisch spielt überhaupt keine Rolle.

Tja, da hat wohl mal wieder jemand eine epidemiologische Auswertung mit einem Beweis verwechselt, würde ich sagen. Hier haben wir eine echte Interventionsstudie, wo im Blut gemessen wurde. 30 gesunde Teilnehmer haben vier Wochen lang eine Ernährung mit 400 mg Cholin zu sich genommen, wahlweise durch den Verzehr von Eiern oder per Supplement. Ich zitiere aus der Studie: „Die Plasma TMAO Werte wurden in den gesunden Teilnehmern nicht beeinflusst.“

Und Sie erleben erneut, wie wichtig es ist, dass man Behauptungen auf Basis einer epidemiologischen Auswertung überprüfen muss, da die Behauptungen gern vollkommen falsch sind.

Quellen:

Effects of Egg Consumption and Choline Supplementation on Plasma Choline and Trimethylamine-N-Oxide in a Young Population, Bruno S Lemos et al., 2018, DOI: 10.1080/07315724.2018.1466213

Cholin – Ein Nährstoff mit Vitamincharakter?, Alexander Ströhle et al., BZfE 2019



Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”