“Mastzellen sind die Dirigenten unserer unspezifischen Immunabwehr. Wenn wir ein hypothetisches Medikament hätten, das die Mastzellen komplett lahmlegt, dann würden wir umfallen wie die Fliegen, sobald wir Bakterien nur von weitem sehen.”, so Professor Dr. med. Marcus Maurer, Mastzellen-Experte an der Berliner Charité.

Mastzellen sind unsere ältesten Immunzellen und spielen eine oftmals unterschätzte Rolle in unserer Abwehr. Unterschätzt deswegen, weil man sie nicht einfach so im Blut messen kann, wie z. B. die neutrophilen Granulozyten oder die T-Helferzellen. Sie sitzen vor allem im Gewebe, gerne in der Nähe von Nerven und Blutgefäßen. Wenn Mastzellen erkranken, sind ihre Symptome sehr unspezifisch und viel zu selten werden Mastzellenstörungen in eine Diagnostik mit einbezogen. Dabei sind diese Störungen gar nicht selten und werden derzeit auch immer häufiger.

Mastzellen sind wichtige Schaltstellen im Immunsystem und haben ein großes “Waffenarsenal” in Form von Mediatoren und Zytokinen. Mastzellen sind reine Befehlsempfänger. Sie wissen nicht, ob eine Gefahr real (z. B. ein Virus) oder irreal (z. B. chronische Sorgen über die Zukunft) ist. Wenn Mastzellen getriggert sind, feuern sie einfach drauflos. Eine ihrer Waffen ist Histamin, ein ganz wichtiges Gewebshormon, das Gefäße weit stellt und die Gefäßwände gleich mit. Nur so haben spezialisierte Immunzellen freie Bahn und können schnell zum “Tatort” gelangen.

Eine sehr bekannte und häufige Mastzellaktivierungserkrankung ist die Allergie. Bei Allergien setzt sich der Antikörper IgE auf einen Rezeptor an der Membran der Mastzelle und gibt ihr damit die Information Botenstoffe, wie Histamin, Heparin, Serotonin und viele andere mehr auszuschütten. Gerade jetzt im beginnenden Frühjahr leiden viele Menschen wieder unter diesen unangenehmen Mastzellenaktivitäten.

Auch ohne IgE-Antikörper können die Mastzellen übermässig, quasi grundlos, reagieren. In diesem Fall sprechen Fachleute vom “Mastzellaktivierungssydrom (MCAS)”. Histamin und andere Botenstoffe werden dann ständig in Schüben ins Blut abgegeben und können dann im gesamten Körper Symptome verursachen.

Das Mastzellaktivierungssyndrom ist sehr häufig und geht mit den folgenden – sehr unspezifischen – Symptomen einher:


  • Erschöpfung und Kraftlosigkeit
  • Erhöhte Temperatur
  • Hautrötungen
  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche
  • Kopfschmerzen
  • Gefühlsstörungen in den Beinen
  • Durchfälle
  • Schlafstörungen
  • Angst- und Panikattacken

Leider ist es derzeit noch so, dass die meisten Patienten eher in einer psychosomatischen Klinik landen, als dass sie wirkliche diagnostische und therapeutische Hilfe erfahren.

Es gibt mittlerweile eine Reihe von Medikamenten, die die Mastzellen ruhig stellen, so genannte Mastzellen-Stabilisatoren. Hierzu gehören Ketotifen und Cromoglicinsäure.

Das Problem ist - neben anderen Nebenwirkungen dieser Medikamente - , dass wir mit einer künstlichen Ruhigstellung unserer Mastzellen auch unsere Immunabwehr herabsetzen und das geht langfristig zu Lasten unserer Gesundheit, wie Professor Maurer bereits treffend formulierte. Diese Medikamente können nur kurzfristig zur Symptomenverbesserung eine Lösung sein.

Die Natur hat uns viele Schätze geliefert, die in der funktionellen Medizin schon lange genutzt werden. Auch bei Mastzellenerkrankungen.

Einer davon ist Quercetin, ein sekundärer Pflanzenstoff, ein Polyphenol. Es befindet sich vor allem in der Schale von Äpfeln, aber auch in den äußeren Ringen von Lauch und Zwiebeln.

Schon lange ist in der Erfahrungsheilkunde bekannt, dass es anti-entzündlich, anti-oxidativ wirkt und die Mitochondrien vor Schäden bewahren kann. In den letzten Jahren wurden seine Wirkungen auch auf Mastzellen auch wissenschaftlich bestätigt.

Bei akutem MCAS, z. B. auch im Rahmen eines Long Covid, empfehle ich oft die tägliche Einnahme von 1000 mg Quercetin als Nahrungsergänzungsmittel sowie den Verzehr von quercetinhaltigen Obst- und Gemüse. Täglich. Am besten in der Kombination mit Vitamin C – ein wirksames natürlich vorkommendes Anti-Histaminikum.


Quellen:
Alam SB, Wagner A, Willows S, Kulka M. Quercetin and Resveratrol Differentially Decrease Expression of the High-Affinity IgE Receptor (FcεRI) by Human and Mouse Mast Cells. Molecules. 2022 Oct 8;27(19):6704. doi: 10.3390/molecules27196704. PMID: 36235240; PMCID: PMC9573482.

Zhou Y, Qian C, Tang Y, Song M, Zhang T, Dong G, Zheng W, Yang C, Zhong C, Wang A, Zhao Y, Lu Y. Advance in the pharmacological effects of quercetin in modulating oxidative stress and inflammation related disorders. Phytother Res. 2023 Nov;37(11):4999-5016. doi: 10.1002/ptr.7966. Epub 2023 Jul 25. PMID: 37491826.

Kaag S, Lorentz A. Effects of Dietary Components on Mast Cells: Possible Use as Nutraceuticals for Allergies? Cells. 2023 Nov 10;12(22):2602. doi: 10.3390/cells12222602. PMID: 37998337; PMCID: PMC10670325.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.